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Vollständige Version anzeigen : Der Weg der Niffie aus dem Trübwasser



Niffie
08.09.2006, 14:51
in den kanälen, die man die trübwasserkanäle nennt brauchte man 3 dinge, um als mitglied der dort ansässigen ratonga-banden zu überstehen: gerissenheit, flinkheit und kraft. ein blick auf die trüben augen des dürren ratongamädchens reichte, um zu erkennen, dass diese keines von alledem ihr eigen nannte.

ihr vater, irgendein ratonga, der einst das silberstück bezahlt hatte, dass ihm die gunst ihrer mutter erkauft hatte war ihr unbekannt und ihre mutter selbst, nun älter und aufgezehrter bekam kaum noch eine hand voll kupfer für ihre zeit. das essen war spärlich und selten und in der sozialen hackordnung stand diese familie tiefer als der dreck in den tunneln. Dennoch war das mädchen, dass sich selbst den namen niffie gegeben hatte, denn es scherte sich niemand sie anzurufen zu zäh, aufzugeben. Viele ihrer geschwister hatten die ersten wochen nicht überstanden und niemand außer ihr war über das kleinkindalter hinausgekommen. ein kleiner sieg, der auf ihrer einzigen stärke beruhte, ihrem unbrechlichen überlebenswillen, ihrer sturheit, ihrem festen willen.

niffie war verzückt vor freude und blickte sich verstohlen um. eine fette, saftige nacktschnecke schleimte sich an einer tunnelwand entlang. selbst sie könnte eine nacktschnecke fangen und es würde helfen, das bedrohliche knurren in ihrem magen zu besänftigen. ein lautes knallen, niffie wendet den kopf, ihr kopf summt noch von der schallenden ohrfeige, und sie will sehen, wer dies war. niemand dort. als sie sich wieder der schnecke zuwendet, ist diese verschwunden und aus den schatten hört sie das böse kichern eines ihrer artgenossen. schneller als sie, gewandter und überlebensfähiger.

ihr hunger wird durch die demütigung noch beissender und stolpernd schleppt sie sich durch tränennasse augen blinzelnd zurück in richtung ihres baus, zurück zu ihrer mutter, die vielleicht ein paar tröstende worte, oder zumindest einen bemitleidenden blick für sie bereithalten würde.....

.....doch heute sollte ihr nicht einmal dieser kleine trost zuteil werden. als sie all ihre tränen geweint und all ihren kummer empfunden hat, beginnt sie ihre situation einzuschätzen. allein würde sie keine woche mehr zu leben haben. wer auch immer ihre mutter getötet hatte, hatte damit auch niffie dem sicheren hungertod überantwortet. nachdenklich betrachtet sie die dünnen gliedmaßen derjenigen, die einst, als sie noch lebte, die einzige war, die sich noch ein wenig um sie gekümmert hatte. sie befühlt die herausstehenden rippen und ihr langsames gehirn beginnt zu arbeiten. ....naja, vielleicht für 2-3 wochen könnte sie ein wenig satt werden.....

Niffie
08.09.2006, 16:18
saftige, würzig-duftende fetttröpfchen rinnen niffie über das kinn, während sie nachdenklich kaut

"daff fmeckt gut, waf ift daf?"

"d....das ist..ein...ein strau...straußen...geier...sandwich" antwortet leise und mit einem hörbaren zittern in der stimme, dass dem ihres restlichen körpers zu entstammen scheint die kleine rundliche ratonga, die in der befleckten kittelschürze im difusen licht des kochkessels vor der grimmigen räuberin den kopf einzieht.

"und sowaf kochft du auf dem rohen fleif, daf man dir bringt?" antowrtet die schmatzende, sichtlich erregte Niffie, die sie zwar in Körpergrösse unterbiete, aber deren narbige, sehnig-kräftige erscheinung allein reicht, die köchin zu beeindrucken, die immer wieder entsetzt auf die blutbeschmierten knüppel schielt, die zu beiden seiten an niffies gürtel prangen.

schmigi die köchin nickt hastig, eifrig zu gefallen und womöglich verschont zu werden. umso mehr erleichtert sie das freundliche gesicht der berüchtigten räuberin und ihre erleichterung wird auch von dem kräftigen schlag auf die schulter nicht getrübt, der ihr für kurze zeit den atem nimmt.

"ich denke, wir fwei könnten freunde werden, wenn du mich weiter mit folchen köftlichkeiten bewirten kannft" eine kurze pause für hastiges abbeissen und schmatzen, und mit vollem mund fährt niffie fort: "ich effe für mein leben gern"

liebe geht durch den magen heisst es so schön, nun, liebe verbindet die beiden nicht, jedoch formte sich nun schnell ein stabiles zweckbündnis, das mehr und mehr durch gegenseitige anerkennung gefestigt wurde. niffie brachte schmigi fleisch und münzen. schmigi, die nicht zu fragen wagte, woher das eine oder das andere kam, bekochte ihre stammkundin zum dank und hatte mehr als genug, selbst gut davon zu leben und auch noch einiges zu verkaufen, dass ihre geschickten hände in selbst für menschenzungen schmackhaftes verwandelt hatten.

manchmal, wenn niffie die zeit hatte, bei ihr zu verweilen, plauderte niffie auf schmigi ein, die in ihrem leben nichts aufregendes erlebt hatte und daher gebannt den teilweise doch recht wirren worten der ratonga lauschte und mit zwischenfragen versuchte, die bilder die in ihrem kopf entstanden noch zu verfeinern.

"du hast deine eigene mutter verspeist?"
"ja, roh und ohne befteck. ef war kein feftmahl, aber ef half fu überleben"
"und was war dann? wie konntest du überleben? so schwach wie du warst? was war, als alles aufgegessen war?"

niffie setzt kurz die fleischkeule ab an der sie nagt. ihr blick schweift in die ferne der vergangenheit, wird seltsam nachdenklich.

"gib mir noch etwaf von diefem fwergenbier, dann werde ich ef dir erfählen"

hebt sie an und rutscht ihren hintern auf dem harten steinboden zurecht auf dem sie neben schmigis klappernder und brodelnder kochstelle sitzt

Niffie
15.09.2006, 17:01
"fuerft verfuchte ich ef mit betteln, dann..."

angestrengt lauschte schmigi und brauchte wie immer einige zeit, in ihrem kopf das lispeln niffies zu entschlüsseln, um den text besser zu verstehen

"....musste ich erfahren, dass mitleid nicht ausreichte, meinen magen zu füllen, und ich mehr stiefeltritte als almosen zwischen die zähne bekam. zu dieser zeit war ich kaum mehr wie eine der wilden kranken höhlenratten, die in der kanalisation durch den dreck kriechen, doch dann hatte ich großes glück. verdammt, würde ich an götter glauben, ich würde sagen, sie hätten mir zugelächelt.

eine seuche kam auf. eine furchtbare seuche, die selbst die stärksten niederstreckte. die kranken wurden verstoßen und flüchteten sich in die höheren tunnel, bis in den diebespfad. und dem geruch des todes folgend, der für mich nahrung bedeutete folgte ich ihnen. und obwohl ich schlemmte blieb ich von der todesursache meiner mahlzeiten verschont.

lange dauerte es nicht und ich konnte mich unter den ausgestoßenen behaupten. ich nahm an gewicht zu, an kraft und das lange darben hatte mich hart und gewissenlos gemacht. ich kannte kein tabu, nichts war mir zu niedrig oder zu verdorben. es zählte nur meinen magen zu füllen und meine neugewonnene kraft auszuleben.

und ehrlich gesagt, war ich lange genug gedemütigt worden, dass es mir freude bereitete, andere zu vertrimmen. ich töte immer noch ungern, töten bedeutet oftmals rachesuchende, aber das ist eine andere geschichte.

die oberwelt birgt zwar viele aufgeplusterte helden und ehrentrunkene soldaten, aber sie ist auch verweichlicht. es war für mich der entscheidende schritt, meine raubzüge dorthin zu verlagern und statt ein paar essensresten münzen zu erbeuten.

hinzu kommt, dass die stadt gross genug ist, dass jemand wie ich kaum auffällt und ich sogar nebenbei aufrechter arbeit nachgehen kann, wenn es gilt, jemanden zu vertrimmen, auf den ein preisgeld ausgesetzt ist.

mittlerweile sid die tage des hungers und der wildheit vergangenheit und ich lebe recht behäbig, kann mir teure lederkleidung und gutes essen leben, doch meine herkunft werde ich wohl nie vergessen. ich kehrte nach trübwasser zurück und stellte fest, dass ich dort nicht mehr willkommen bin. sie sehen mich als eine freihafenerin an, doch mittlerweile ducken sie sich vor mir aus angst. diese rückkehr hat mir meinen platz in der welt gezeigt.

nicht auf almosen und mitgefühl setze ich, sondern ganz alleine hier drauf"

mit diesen worten schlägt niffie mit der faust in die offene hand und ihr gesicht zeigt so etwas wie ein fröhliches lächeln, dass sich gleich noch verstärkt, als schmigi sich von der kochstelle abwendet um einen prächtigen, frisch duftenden kuchen an sie weiterzureichen.

"und wie kam es zu der räuberbande?"
"nach dem effen" schmatzt niffie genießend "nach dem effen erfähle ich dir davon"

Niffie
17.10.2006, 10:12
obwohl sie nun schon drei mal die dunkle gasse entlanggespäht und niemanden erblickt hatte, tatniffie es nochmals. dann huschte sie, die notwendigen werkzeuge in einen fellbeutel eingepackt schnell über die seitenstrasse der tempelgasse. für das, was sie nun vorhatte wollte sie keine zeugen.

mit einem für ihre achtsam aufgestllten ohren unangenehm lauten quietschen öffnete sie die luke im boden und tappelte die holzstufen hinab. unten angekommen, trifft sie, wen sie zu treffen erwartet hatte. ohne viele worte reicht sie ihm eine hand voll münzen und erhält von ihm ihr päckchen, it dem sie sich, ohne sich umzusehen die treppen tief hinab begibt.

ein dunkles schattiges eckchen vermittelt ihr einen hauch von sicherheit und dort, in den schatten gekauert, entpackt sie ihre bündel. felle und wurzeln reiht sie vor sich auf dem boden auf, beugt sich dann über den nähtisch und beginnt.....zu nähen?

schon nach weniger zeit zeichnet sich auf dem gesicht der ratonga ein leicht dümmlicher und abwesender gesichtsausdruck ab. der heiler hatte recht gehabt, eine ruhige beschäftigung hatte er empfohlen, als niffie ihn nach einer kur gegen die schlechten träume in der nacht gefragt hatte.

niffie schlief diese nacht wie ein baby

Niffie
10.11.2006, 14:50
zum wiederholten male studierte niffie das alte pergament

"und daff haft du in einem kochbuch gefunden?"

zum wiederholten male nickt schmigi auf diese frage und wie die vorherigen male antwortet sie: "ja, allerdings in einem sehr alten, verstaubten, ganz hinten in den bibliotheksregalen, das kann schon eine ganze ewigkeit dort gelegen haben."

niffies nicht für seine leistungsfähigkeit berühmtes gehirn arbeitete in hochtouren, als sie das pergament eingehend studiert.

"wenn daf ding hier echt ift, und wenn ich ef recht deute, dann ift daf nicht nur eine fatfkarte, ef ift auch unfere eintrittfkarte inf füfe leben"

schmigi strahlt über beide wangen und abermals nickt sie fröhlich "so habe ich das auch gesehen, nur es ist halt eine halbe welt entfernt"

"wohl wahr, eine reifige reife wäre daf, und daf allef, nur wegen einef alten ftück papierf."

sich vorsichtig umblickend rollt niffie das pergament zusammen und verstaut es unter ihrer rüstung

"wann fiehen wir lof?"

"du willst mich mitnehmen?"

"ef wird eine lange reife, die beute ift groff genug, daff wir, felbft, wenn wir teilen, beide aufgeforgt haben, und ich werde gefellfaft und vor allem gutef effen brauchen"

"nehmen wir die bande mit?"

"nein, ef geht durch ein geiet in dem angeblich amafonen haufen follen, daf wäre nichtf mit den jungf dabei"

"und mimii?"

"mimii muff hier die ftellung halten, fie ift nach mir am längften in der bande dabei und weiff, wie daf fu machen ift"

"also nur wir beide und die weite unbekannte ferne?"

"nun werd mir nicht rührfelig, du wirft mich noch verfluchen, wenn wir beiden im dreck liegen, und nun geh, pack dein feug, nur fo viel du den ganfen tag über tragen kannft, wir werden nach dem feft loffiehen"

"so bald schon? aber queek..."

"queek wird noch hier fein, fal...wenn wir furückkommen, und er wird fich dann noch mehr über dich freuen, wenn er bif dahin keine neue....geh und pack dein feugf"

eilig machte sich schmigi auf den weg, niffies anweisungen zu folgen. niffie hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie überhaupt mitkommen wollte, aber nun war es zu spät, einwände zu erheben, das abenteuer rief....


( ooc.: mich ruft im rl mal wieder das abenteuer und so ist dieser abschnitt entweder die ausrede für eine längere pause, oder aber ein offenes ende, die zeit wirds zeigen. bis dahin wünsche ich den everquestlern und ganz besonders meiner ratongafamilie alles liebe und hoffe, ich konnte genauso viel spass geben, wie ich bekommen habe, in den foren werde ich wohl noch ab und an rumgeistern, /winke niffie )

Niffie
22.12.2006, 14:52
beissend, unfreundlich, kalt und unerbittlich schlugen die wellen gegen das kleine segelboot. mit nasssteifem fell stand die schmächtige ratonga an der reling. ihre beine zitterten so stark, dass man beim betrachten meinen könnte, sie müsste jederzeit zusammenbrechen. gischt um gischt schlug ihr in das zusammengekniffene gesicht, das jedesmal unter der unfreundlichkeit des meeres zusammenzuckte.

niffie machte sich keine sorgen, auch mitleid kannte sie nicht, aber sie musste sich dennoch um ihre reisegefährtin kümmern, auf die sie noch so manches mal angewiesen sein würde. also stakste sie den weg über das rutschige deck, immer bedacht nicht auszurutschen, bis sie hinter der auf das meer linsenden schmigi ankam.

"waf fiehft du dort?"

"nichts....zuhause..."

niffie versuchte das gesicht ihrer gefährtin zu ergründen, sah darin jedoch nichts als schmutz und vom salzwasser verfilztes fell. ihr lachen war rauh, klang fast ein wenig zu böse für die betrübten ohren, in denen es hallte.

"daf ift nur daf heimweh, waf gibt ef an diefem dreckloch fon fu vermiffen"

abrupt wandte sich niffie ab und stakste wieder zurück zu dem kleinen unterstand, der die bezeichnung "unter deck" nicht wirklich verdient hatte.

2und komm von der reling weg, du holft dir noch waf weg und eine kranke kann ich nicht gebrauchen"

als sie sah, dass dies keine wirkung erzielte, gab sie es ganz auf und schlug sich wieder in ihre decken ein

schmigi wusste nicht, ob sie weinte, ihr körper schüttelte sich unaufhörklich vor kälte und erschöpfung und die tränen hatte ihr das salzwasser schon ausgebrannt, aber sie fühlte sich sehr danach.

"was wohl unsere freunde machen? irgendwie vermisse ich sie sehr" flüsterte sie in den wind, der die worte b***** von ihrem mund wegriss und für niemanden vernehmbar über das weite meer verteilte.


( schöne weihnachten, wünscht euch niffie, die zwar everquest2 nicht vermisst, aber die ganze freihafener bande ;) )