lungard
13.12.2006, 03:51
Spits betrachtete den alten Hut, den er immer zusammengerollt bei sich getragen hatte. Früher war er oft vor ihm gekniet, Passanten hatten ab und an eine kleine Münze hineingeworfen. Die meisten gingen ohne eine Regung an ihm vorbei, Kinder warfen oft Dreck oder Stöckchen auf ihn.
Er war es gewohnt, getreten zu werden. Zu verlieren. Zu hungern. Zu frieren.
Noch niemals hatte er so etwas wie ... Stolz in seiner Brust gefühlt. Er war ein Rattonga. Wie sollte er auch. Einmal, als er eine schöne, in Seide gewandete Rattongadame ansprach, rief sie ihm zu >Steh auf und sei ein stolzer Rattonga!<. Das hatte ihn mächtig beeindruckt. Wie sollte er jemals stolz sein können?
Er stopfte sich von seinem Teller ein paar Kartoffeln in den Mund. Wie oft war er schon nahe dem Hungertod. Doch nun konnte er bezahlen! Er fummelte das Goldstück noch einmal aus seiner Tasche, um es - kauend und schmatzend - zu bewundern. Es glänzte selbst noch im Abendlicht. Es waren drei Türme mit einem Weg darauf zu erkennen. Spits war es jedoch egal, was das bedeutete, es war aus Gold!
Und er hatte es nicht geklaut, nein, er hatte es sich verdient.
Verstohlen sah er sich auf der Terrasse nach den anderen Gästen um, von denen ihn jedoch keiner eines Blickes würdigte. Er reckte seine Brust nach vorn. - Er war jemand. Ein ... Rattonga.
Noch vor ein paar Jahren war er als blinder Passagier unterwegs. Seine Mutter versteckte ihn in einem Schiff, nur in eine Decke gehüllt. Die Decke war bunt, genauso wie die Stadt, an die sich Spits erinnern konnte. Sicherlich die Stadt einer Königin! Er stopfte sich wieder Essen, so viel er konnte, in den Mund und kaute schwer darauf herum. Ja, seine Mutter. Sie hatte wunderschöne Augen. - Sicherlich war sie die Königin dieser Stadt.
Wie gemein dann die Matrosen und der Kapitän des Schiffes ihn doch behandelten... als Sohn einer leibhaftigen Königin! Er musste das Deck schrubben, die Segel flicken, bei Flaute die Muscheln vom Schiffsboden kratzen und die Launen der Mannschaft ertragen. Zu essen bekam er nur das, was der Rest der Besatzung ohnehin schon für verdorben hielt.
Irgendwann warfen sie ihn dann in einer Stadt unter Gelächter in das Hafenbecken.
Von da an fand Spits sein Glück auf der Straße.
Er klaute einen Hut von einem humpelnden, alten Mann und benutzte ihn fortan als seinen persönlichen Einkaufskorb. Mal ein paar Münzen, ein altes Brot, hie und da sogar etwas Wein. - Er konnte sehr gut betteln. - Fand er zumindest.
Doch diese Rattongadame in Seide... sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ER stolz sein?
Damals saß er oft am Kai der Tempelstraße und warf jammernd und weinend, um die Langeweile zu vertreiben, Kieselsteinchen in das Wasser, damit wenigstens die Fische Angst vor ihm hatten.
Spits sah einen Rattonga, ratlos und unsicher am Kai herumstehend, der offensichtlich genauso viel Angst hatte, wie die Fische. Er zitterte wie Espenlaub und stammelte nur wirres Zeug. Spits fragte ihn, ob er auch friere. Was er aus dem sinnlosen Zeug herauslesen konnte, war, daß es sich dabei um irgendwelche Frauengeschichten handeln musste. Skneetsch oder so ähnlich hieß die Umgarnte.
Spits bot an, dem anderen Rattonga zu helfen - für ... eine angemessene Münze.
Der andere Rattonga willigte ein und Spits machte sich auf den Weg, diese Skneetsch zu finden. Er tat dies nicht, weil er dafür ein paar Münzen erhaschen konnte, er tat es, weil ... es ihn irgendwie erfreute.
Nur für den Satz > ... bei Mitternacht am Greifenturm!< an die richtige Person ein paar Münzen und das Gefühl, etwas gutes getan zu haben. Bei dem Gedanken wurde ihm warm ums Herz.
Noch hatte er ein paar Kartoffeln im Teller.
Von den Münzen kaufte sich Spits erst einmal neue Kleidung. - Er hatte noch nie eine schöne Kleidung besessen, so viel er sich erinnern konnte. Ein Sohn einer Königin ... ohne schöne Kleidung! Das war kein Prinz.
Die Kleidung machte auch viel mehr aus ihm, fand er zumindest. Und der Dunkelelf musste das auch meinen. Schließlich war er der erste, für den Spits etwas ... erledigte!
Ein B-O-T-E! Spits schwelgte lächelnd bei dem Gedanken.
Ja, er hatte etwas kostbares in Händen gehabt. Wie lange hätte er damit sich eine weiche, warme Unterkunft kaufen können. Aber - er hatte seine Arbeit zu Ende gebracht. Eine Perle an eine Frau weitergeben. Wie einfach und doch Edel.
Spits wurde wieder warm ums Herz.
Seine letzten selbst verdienten Kartoffeln in sich hineinstopfend sinnierte er vor sich hin.
Er war ein guter Rattonga, fand er.
Das musste er ja auch sein. - War ja auch seine Pflicht.
Als Prinz.
Er schob den Teller von sich weg und betrachtete noch ein letztes Mal den Hut. Spits versuchte, durch das größe Loch seine Pfote zu bohren, fand dies aber nach kurzer Zeit kindisch und stand schließlich auf. Er trat an das Geländer, das die Terrasse umgab.
Schnell drückte er, nachdem er sich umsah, ob ihn einer der Gäste beobachtete, einen Kuss darauf und warf ihn in das Wasser.
Langsam sog sich der Filz voll und versank nach ein paar kleinen Wellen in den Fluten.
>Machs guts, alter Hut! Hast Spitsens viel geholfens!<
Er wischte sich eine Träne weg und machte sich auf, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. - Jetzt konnte er sich eine leisten.
Eine Bleibe, die ihm angemessen war.
Als Prinz.
Er war es gewohnt, getreten zu werden. Zu verlieren. Zu hungern. Zu frieren.
Noch niemals hatte er so etwas wie ... Stolz in seiner Brust gefühlt. Er war ein Rattonga. Wie sollte er auch. Einmal, als er eine schöne, in Seide gewandete Rattongadame ansprach, rief sie ihm zu >Steh auf und sei ein stolzer Rattonga!<. Das hatte ihn mächtig beeindruckt. Wie sollte er jemals stolz sein können?
Er stopfte sich von seinem Teller ein paar Kartoffeln in den Mund. Wie oft war er schon nahe dem Hungertod. Doch nun konnte er bezahlen! Er fummelte das Goldstück noch einmal aus seiner Tasche, um es - kauend und schmatzend - zu bewundern. Es glänzte selbst noch im Abendlicht. Es waren drei Türme mit einem Weg darauf zu erkennen. Spits war es jedoch egal, was das bedeutete, es war aus Gold!
Und er hatte es nicht geklaut, nein, er hatte es sich verdient.
Verstohlen sah er sich auf der Terrasse nach den anderen Gästen um, von denen ihn jedoch keiner eines Blickes würdigte. Er reckte seine Brust nach vorn. - Er war jemand. Ein ... Rattonga.
Noch vor ein paar Jahren war er als blinder Passagier unterwegs. Seine Mutter versteckte ihn in einem Schiff, nur in eine Decke gehüllt. Die Decke war bunt, genauso wie die Stadt, an die sich Spits erinnern konnte. Sicherlich die Stadt einer Königin! Er stopfte sich wieder Essen, so viel er konnte, in den Mund und kaute schwer darauf herum. Ja, seine Mutter. Sie hatte wunderschöne Augen. - Sicherlich war sie die Königin dieser Stadt.
Wie gemein dann die Matrosen und der Kapitän des Schiffes ihn doch behandelten... als Sohn einer leibhaftigen Königin! Er musste das Deck schrubben, die Segel flicken, bei Flaute die Muscheln vom Schiffsboden kratzen und die Launen der Mannschaft ertragen. Zu essen bekam er nur das, was der Rest der Besatzung ohnehin schon für verdorben hielt.
Irgendwann warfen sie ihn dann in einer Stadt unter Gelächter in das Hafenbecken.
Von da an fand Spits sein Glück auf der Straße.
Er klaute einen Hut von einem humpelnden, alten Mann und benutzte ihn fortan als seinen persönlichen Einkaufskorb. Mal ein paar Münzen, ein altes Brot, hie und da sogar etwas Wein. - Er konnte sehr gut betteln. - Fand er zumindest.
Doch diese Rattongadame in Seide... sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ER stolz sein?
Damals saß er oft am Kai der Tempelstraße und warf jammernd und weinend, um die Langeweile zu vertreiben, Kieselsteinchen in das Wasser, damit wenigstens die Fische Angst vor ihm hatten.
Spits sah einen Rattonga, ratlos und unsicher am Kai herumstehend, der offensichtlich genauso viel Angst hatte, wie die Fische. Er zitterte wie Espenlaub und stammelte nur wirres Zeug. Spits fragte ihn, ob er auch friere. Was er aus dem sinnlosen Zeug herauslesen konnte, war, daß es sich dabei um irgendwelche Frauengeschichten handeln musste. Skneetsch oder so ähnlich hieß die Umgarnte.
Spits bot an, dem anderen Rattonga zu helfen - für ... eine angemessene Münze.
Der andere Rattonga willigte ein und Spits machte sich auf den Weg, diese Skneetsch zu finden. Er tat dies nicht, weil er dafür ein paar Münzen erhaschen konnte, er tat es, weil ... es ihn irgendwie erfreute.
Nur für den Satz > ... bei Mitternacht am Greifenturm!< an die richtige Person ein paar Münzen und das Gefühl, etwas gutes getan zu haben. Bei dem Gedanken wurde ihm warm ums Herz.
Noch hatte er ein paar Kartoffeln im Teller.
Von den Münzen kaufte sich Spits erst einmal neue Kleidung. - Er hatte noch nie eine schöne Kleidung besessen, so viel er sich erinnern konnte. Ein Sohn einer Königin ... ohne schöne Kleidung! Das war kein Prinz.
Die Kleidung machte auch viel mehr aus ihm, fand er zumindest. Und der Dunkelelf musste das auch meinen. Schließlich war er der erste, für den Spits etwas ... erledigte!
Ein B-O-T-E! Spits schwelgte lächelnd bei dem Gedanken.
Ja, er hatte etwas kostbares in Händen gehabt. Wie lange hätte er damit sich eine weiche, warme Unterkunft kaufen können. Aber - er hatte seine Arbeit zu Ende gebracht. Eine Perle an eine Frau weitergeben. Wie einfach und doch Edel.
Spits wurde wieder warm ums Herz.
Seine letzten selbst verdienten Kartoffeln in sich hineinstopfend sinnierte er vor sich hin.
Er war ein guter Rattonga, fand er.
Das musste er ja auch sein. - War ja auch seine Pflicht.
Als Prinz.
Er schob den Teller von sich weg und betrachtete noch ein letztes Mal den Hut. Spits versuchte, durch das größe Loch seine Pfote zu bohren, fand dies aber nach kurzer Zeit kindisch und stand schließlich auf. Er trat an das Geländer, das die Terrasse umgab.
Schnell drückte er, nachdem er sich umsah, ob ihn einer der Gäste beobachtete, einen Kuss darauf und warf ihn in das Wasser.
Langsam sog sich der Filz voll und versank nach ein paar kleinen Wellen in den Fluten.
>Machs guts, alter Hut! Hast Spitsens viel geholfens!<
Er wischte sich eine Träne weg und machte sich auf, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. - Jetzt konnte er sich eine leisten.
Eine Bleibe, die ihm angemessen war.
Als Prinz.