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Vollständige Version anzeigen : Fahrenheit 9/11



Patrichkij
30.07.2004, 03:37
Was haltet ihr von dem Film, sofern ihr ihn schon gesehen habt?
Ich habe sofort mal meine Meinung der Patriotic Americans Boycotting Anti-American Hollywood gesagt, und ihnen einmal meine Sichtweise der Dinge erläutert. Ich warte zur Zeit noch auf Antworten, hehe :D

Cuilean
30.07.2004, 04:36
Der Film ist ein polemischer Reisser, wie man es von Moore gewöhnt ist. Das ist ein Meinungsmachen und keine ernstzunehmende Doku.

Am lächerlichsten finde ich aber die Reaktion konservativer bzw. rechtsgerichteter Amis auf den Film. Deren hohles Gefasel von "anti-amerikanisch" usw. Das sind die Typen, keine French Fries mehr essen, sondern Freedom Fries.

Ich war 6 mal in den USA, treibe mich auf diversen US message boards rum und habe so einiges an politischer Literatur über das Land gelesen. Ich ziehe mir auch mind. 2 mal wöchentlich über die Online-Angebote diverser US Zeitungen rein... bin also sogar US innenpolitisch halbwegs auf dem laufenden.

Ich kann nur konstantieren, daß die politische Debatte in den USA Kindergartenniveau hat, daß deren "Demokratie" allenfalls dem Namen nach eine ist (IMHO haben die eine Ein-Parteien-Herrschaft und die herrschende Partei, die Democrapublicans, hat zwei rechte Flügel), daß selten über Inhalte sondern fast nur über Personen diskutiert wird...

Je näher man sich mit den USA befasst, desto angewiderter wird man. Das hat nichts mit dem individuellen Ami zu tun, sondern mit deren ganzem System da drüben. Ich kann dazu je nach Thema seitenweise referieren.

Übrigens: der durschnittliche Democrat in den USA wäre hierzulande auf voller Wellenlinie mit Mainstream CDU/CSU. Die plitische Debatte findet findet deutlich weiter rechts statt als hierzulande. Sowas wie Sozialdemokratie findet da nicht statt... selbst die linksten Zecken unter den Democrats kann man allenfalls als sozial-liberal bezeichnen.

Berme
30.07.2004, 18:08
habe den film noch nicht gesehen, aber ich werde ihn mir auf jeden fall anschauen. allein schon der unterhaltung wegen. inhaltlich ist Moore mir auch zu polemisch, aber trotzdem macht es spass seine filme zu gucken. ich lach mich dabei immer schlapp :rofl:

Patrichkij
31.07.2004, 00:55
Ich finde auch, somehr man sich mit Amerika befässt, desto mehr merkt man, wie verrückt das Land ist.
Z.B. ist mir aufgefallen, dass das Land immer in mehrere Teile geteilt ist, die sich untereinander nichts gönnen, sei es West and East Coast,oder Demokraten und die Republikaner.
Der Wahlkampf in Amerika ist aus deutschen Augen einfach nur krank.
Da werden Filme gedreht, in denen verstümmelte Kinder gezeigt werden, und andere Propaganda Filme, nur um zu beweisen, dass ein Herr namens John Kerry im Krieg war.

@Cuilean:
Du scheinst dich gut mit Amerika und dessen Politik auszukennen.
Denkst du, dass der Film wahrheitsgemäß ist ?
Ich habe als Antwort von den Republikanern folgendes erhalten :


Now....F 911
The Truth? Who told you it was the truth? Michael Moore?
Hey...Who killed Kennedy? Is the Big foot a hoax?
If thats the case, you are a lost soul and will be bannished to Left whacko land.
I am not going to do your'e homework for you. I am not going to try to convince you! You already have the 100% truth
If you truly want to learn something..........
Try this www.centigrade911.com

Orphelia
31.07.2004, 05:32
Also das es in den USA verschiedene Teile gibt die sich untereinander nicht so dolle riechen können, das stimmt - aber trifft das nicht auf so gut wie alle Staaten zu??

Schau dir Jugoslawien oder am bessten gleich das ganze östliche Europa
Schau dir Irland an, GB, Spanien, Italien mit seinem Süd-Nord Konflikt.

Oder bleib in Deutschland von ost-west will ich nichtmal reden, sondern von Bayern und Preußen.

Also Spannungen gibt es überall - es gibt eben nur einen großen Unterschied, die Menschen die halbwegs vernünftig sind, leben mit diesen Spannungen aber sie leben auch gleichzeitig zusammen da es eben gemeinsam besser geht.


Nord und Südstaaten können sich nicht riechen, haut aber ein
-hier eine Nationalität einsetzen- einem Ami eine runter steht die USA zusammen.
Genauso wie in Deutschland oder bei den Briten.

Der Wahlkampf in den USA, ist für uns auch sehr unverständlich, weil es eben viel auf Show ankommt, die Leute lieben das eben - mit genug Geld und einer guten SHow kann da so gut wie jeder President werden.
Schau dir nur Arni an.

Liegt wohl zum teil auch daran das den durchschnitts Ami die Politik so gut wie völlig am Hintern vorbei geht (hier muß man natürlich die mittel/gehoben Schicht in den Städten ausschliessen) solange sie ihre Grundrechte haben die sie eben schon seit 200 Jahren so kennen.


Was die Doku angeht,

sie ist sicherlich völlig einseitig.
Aber etwas anderes darf man da auch nicht erwarten und ein Korn Warheit ist natürlich überall din - ist halt nur ein bisschen aufgeblasen worden das Korn :D

Cepheiden
31.07.2004, 11:40
Also was er über Bush bringt ist prima. Ich bin Amerikaner und auch Staatsbürger und finde, Moore hat recht mit dem, wie er Bush darstellt. Dieser Mann hat unserem Ansehn unseres Landes mehr als nur geschadet :grml:

Patrichkij
31.07.2004, 13:54
Ich habe in Deutschland aber noch nie solche Spannungen mitgkriegt wie in Amerika.

@Cepheiden:
Wohnst du denn in Amerika, oder lebst du in Deutschland.
Wenn du in Amerika wohnst, dann wirst du doch bestimmt auch wählen gehen, oder ?
Achja, eine Frage, kannst du mir sagen, wieviel Prozent der Bevökerung der USA wählen gehen?
Was denkst du zu den Anschuldigungen, dass John Kerry sich absichtlich mit einer Granate bewofen haben soll, nur aus dem Krieg verschwinden zu können. Ich kann es ihm ehrlich gesagt nicht verübeln, denn ich kann mir nicht vorstellen wie grausam Kriege sein müssen.


Doch ich finde es unangebracht, wenn er dann seine Reden mit " I am John Kerry, and I´m reporting for duty." anfängt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in Deutschland so hart auf die Fehler des Kontrahenten gezeigt wird.
Hehe, ich gucke mir gerade mal seine Hompage an : www.johnkerry.com , und die damit verbundenen Videos. Kann man solche Videos auch als Propaganda bezeichnen, wo John Kerry Kinder auf den Arm hält etc. ?

Galrikh
31.07.2004, 14:00
Also ich freue mich schon auf Fahrenheit 9/11. Und ich glaube, das was in dem Film gezeigt wird zu 90% Wahrheit ist, der Rest ist Aufblasung damit die Leute ihn auch ansehen, wär ja langweilig sich ne trockene Doku anzusehn ;)

So einen Mann wie Michael Moore sollte mal in Deutschland Filme auf dem Niveau drehen, vielleicht fangen dannbei uns auch mal die - Politiker/sonstigen grossen Viecher - an zu zittern

PS: Noch ne Info zum nächsten Film von Michael Moore. Sein nächstes Thema werden die Krankenversicherungen in den Staaten sein und ihre Machenschaften. Auch ein interessentes Thema

Thodian
31.07.2004, 16:45
Das Thema mit dem polemisch ist ja immer so eine Sache, weil viele Leute damit hauptsächlich verspottend verbinden, es steht aber auch für scharfe Kritik. Ich denke Cui hat eher verspottend gemeint.

Ich habe mir den Film nun 3x angesehen die letzten Tage, und da ich mich auch sehr intensiv mit News, Politik und alles was damit zusammen hängt beschäftige, möchte ich meinen Senf dazugeben.

Grundsätzlich teile ich für mich den Film in 2 Teile. Vor und nach dem Irakkrieg. Was den Irakkrieg und deren Gründe angeht können wir alle was sagen. Sicher nur aus den Medienberichten, aber wir können sicher davon ausgehen, dass bei uns trotz aller politischen Färbungen die News-Sendungen unabhängig sind. Alles was in den letzten Jahren passiert ist können wir nachvollziehen und auch ich bin zu dem Schluß gelangt, das der Angriff auf Afghanistan nur passierte weil es sein musste ( bedenke man bitte wirklich wieviele US Truppen dort eingesetzt waren, obwohl dies der bekannte Unterschlupf von Bin Laden war und dazu noch von der Regierung jede Unterstützung in Form von Waffen und Lagern gewährt wurde, alles aus Drogengeldern finanziert ), um sich dann dem eigentlichen wirtschaftlichen und politischen Ziel Saddam Hussein zuwenden zu können.

Ich begrüße es das Saddam dort nicht mehr an der Macht ist. Moore hätte seinen Bildern der spielenden Kinder in Bagdad und dem Leben in den Bazaaren freundlicherweise auch die Bilder der menschenverachtenden Giftgasattacken gegen die eigenen Bevölkerung entgegensetzen können, von Folterungen und Hinrichtungen, von Versorgungsengpässen in der Bevölkerung und goldenen Bädern und Sexparties bei den gläubigen Staatslenkern.

Ich denke das der Krieg als Zeichen an alle Diktaturen richtig war, aber nicht das wie. Und damit bin ich wieder bei Moore. Grund dieses Krieges war die persönliche Fehde der Bush-Dynastie mit Saddam ( obwohl der nun gar nichts machen konnte außer verbal drohen ) sowie wirtschaftliche Interessen. Ob da Bush nun mit eigenen Geldern in irgendwelchen Firmen oder sogar mit eigenen Firmen dran beteiligt ist, interessiert mich schon gar nicht mehr. Ich denke wir sind uns alle darüber klar, dass diese beiden Gründe und nichts anderes die Ursache für die Besetzung waren. Und aus heutiger Sicht ( und damit habe ich meine Meinung innerhalb der letzten 2 Jahre um 100% geändert ) war und ist das ein Angriffskrieg, und in sofern bin ich froh, dass unsere Regierung wenigstens einmal in 6 Jahren was richtiges getan hat. Die Rolle deutscher Wirtschaftsunternehmen betrachten wir lieber weniger... das wäre wohl Grund genug für eine German-Edition des Moore Filmes.

Was Mütter angeht die in tiefe Trauer verfallen weil sie ihre Söhne und Töchter verlieren, nun - ich glaube das ist klar. In den USA, bei den Allierten, den Terroropfern, den zivilen Opfern, überall wird geklagt und geweint. Das ist schlimm und wird immer so sein. Aber die Frage ist, wie im Film auch benannt : Warum ? Warum und wofür sterben dort Soldaten und Zivilisten, und diese Frage gilt zumindest für den Zeitraum nach dem Sturz von Saddam. Und auf diese Frage gibt es ausser wirtschaftlichen und geradezu privaten Gründen seitens der Bush-Dynastie keine Antwort.

Moore schafft es natürlich sehr bequem Georg W. Bush schlecht aussehen zu lassen, aber das ist weniger Moores Verdienst als der von Bush selbst. Das fängt bei der Art und Weise an, wie er die Wahl gewann. Es geht mit der Art Regierungsgeschäfte zu tätigen und die Auswahl seiner Mitstreiter ( wie Rumsfeld ) weiter. Und es endet damit, wie er mit Staaten umgeht, die seine Meinung nicht teilen, wie Deutschland und Frankreich ( über deren politische Kulturen man ohne weiteres diverse Moore-Fortsetzungs-Filme drehen könnte ).

Ich kann nicht beurteilen ob die ganzen Dinge wie die Ausreisen der Bin Laden Group Leute nach dem 11.9. so passiert ist oder nicht. Auch nicht ob er mehr Golf gespielt hat als regiert. Aber das ist alles auch völlig nebensächlich, was wir beurteilen können ist die Irak-Geschichte.

Und die hat Moore, wenn auch dort mit dem zu Anfang gezeigten blühenden Landschaften im Irak etwas fehl am Platze, auf den Punkt gebracht. Es gibt keine Antwort auf die Frage "Warum ?" und keiner der vielen Zivilisten und Soldaten kann wieder lebendig gemacht werden.

Mein Bruder war dank Bush ( und Schröder ) 2 Monate in Afghanistan. Er ist Berufssoldat. Ich kann nachvollziehen was es bedeutet Angst um jemanden zu haben den man liebt. Angst zu haben und zu hoffen das man schnell etwas hört wenn im TV die Bilder von gesprengten Bussen gezeigt werden, von Raketeneinschlägen berichtet wird, von Entführungen und Selbstmord-Attentaten. Ich weiss wie sehr ich unsere Regierung dafür hasse, dass sie unsere Soldaten in Kabul und sonstwo mit zuwenig Material, Wellblechhüttenlagern ohne ausreichenden Schutz, kaputten Containern in kein Unternehmen mehr Ware transportieren dürfte, untergebracht werden. Wenn lieber ein neuer Audi mit Panzerung hermuss für Herrn Schröder als ein paar Panzerfahrzeuge für unsere Soldaten, die mit dem Bus durch die Stadt fahren müssen und in die Luft gesprengt werden. Und das alles tausende Kilometer weg von Berlin. Warum ? Auch da frage ICH warum ? Und bekomme keine Antwort als die die auch Bush gibt : Weil wir unsere Freiheit irgendwo im Osten verteidigen müssen. Müssen wir ? Ein Moore-Film für unser Land ist schon lange überfällig.

So, bevor dies zu einem Buch ausartet... ich könnte noch viel schreiben. Ich hoffe das Moores Film dazu beiträgt Bush aus dem Amt zu jagen. Ob es dann besser wird, weiss ich nicht. Aber bitte weg mit dem Kerl.

Und wir sollten uns derweil um unsere Bush's in Berlin kümmern.