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Vollständige Version anzeigen : [Gewinnspiel] Das schwarze Sehnen



Frupus Fruchtpudding
25.10.2004, 19:54
Hier ist meine Story. 5 Seiten, viel Spass beim Lesen.

Es war schrecklich kalt. Das flackernde Licht der Fackeln ließ die kleinen Wassertropfen auf den Straßen Queynos wie winzige, schimmernde Diamanten getragen. Nur durch wenige Fenster drang Licht, die meisten der Bewohner hatte sich bereits zur Ruhe gelegt. Schwer atmend, meinen Kopf in einen dicken, zerfetzten Schal gehüllt wartete ich, bis der dunkel gekleidete Chor den Trauergesang anstimmte, und die Trauerfeier begann. Während ich auf die weißen, von Blut getränkten Leichentücher blickte, plagte mich ein schlechtes Gewissen. Ich war weniger gekommen, um für die Seelen der Verstorbenen zu beten, sondern um mich an dem Feuer, dass bei jeder Leichenfeier entzündet wurde zu wärmen. Trotz dieser Erkenntnis änderte ich mein Verhalten nicht. In den Zeiten des Krieges gegen die Armeen Freihafens war ein solches Verhalten völlig normal- was sich auch damit zu erkennen gab, dass ich nicht der einzige war, der zitternd im Regen stand und seinen Blick nicht von den Gestalten löste, die Vorbereitungen trafen um das Massenbegräbnis zu beginnen. Neben den Anhängern von Lucan D’Lere wurde Queynos auch noch von einer Sekte terrorisiert, die sich „Das Schwarze Sehnen“ nannte. Der schreckliche Krieg dauerte nun schon 10 Jahre, und meine Eltern waren schon vor ungefähr 6 Jahren einer List des Kriegsherren Senyn zum Opfer gefallen. Er wollte mit einem Mord an 10 unschuldigen Bürgern einen hinterhältigen Angriff der Attentäter Freihafens antäuschen, um somit die Wut der Bürger Queynos zu schüren- was ihm auch gelungen war. Mit einem Schlag auf den Rücken wurde ich aus ruckartig meinen Gedanken geholt und hörte kurz darauf die Stimme meines besten und einzigen Freundes auf den Straßen Queynos Beon. „Anstatt hier auf den Steinboden zu starren, solltest du lieber versuchen, einen Platz nahe des Feuers zu ergattern!“, sagte er, während er mich aus seinem dreckverkrusteten Gesicht mit seinen olivgrünen Augen anstarrte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Geruch von Verwesung inzwischen stärker geworden war, und der Chor inzwischen begonnen hatte eine dunkle Melodie zu singen, während die Priester mit einer Schale Eichenrindenextrakt in der Hand zu jedem gefallenen Verteidiger der Stadt schlurften und ihm einen kleinen Tropfen der kostbaren Essenz auf die Stirn tropften, kurz etwas murmelten und sich dann zum nächsten Opfer begaben. Die Tunarepriester zeigten längst keine Hingabe und Trauer beim Bestatten der Opfer mehr. Vielmehr sahen sie es als eine lästige Pflicht, für die verschiedenen Einwohner Queynos ein zur Gebet zur Göttin Tunare zu sprechen. So ergab es sich auch, dass der eintönige Gesang des Chores durch hektisches Klatschen von Sandalen auf nassem, gepflasterten Boden ständig übertönt wurde. Auch erzeugten die wenigen entzündeten Fackeln ein abstraktes Lichtspiel, dass manche Köpfe der Priester unter den Roben wie Totenköpfe erscheinen ließ. Als alle Leichen mit der Essenz der Eichenrinde betropft waren wurden die in weiße Tücher eingewickelten Körper aus dem Tor zu dem Friedhof getragen, wo sie dann von den Angehörigen bestattet wurden. Kaum hatte sich der Trauerzug einige Meter entfernt war von überall das Klatschen nackter Füße oder das Klacken von Schuhsohlen zu hören, was durch eine johlende Gruppe betrunkener, die aus einem Gasthaus geschmissen wurden noch verstärkt wurde. Im nächsten Moment drängten sich alle um die kostbaren Flammen. Hier und da war ein Schmerzensschrei von einem zur Seite gestoßenen Obdachlosen zu hören, was mit einer Rangelei zwischen den Beteiligten quittiert wurde. Falls einer ein Schwert oder einen Dolch hatte, zog er dieses um sich mit angetäuschten Hieben einen Platz am Feuer zu ergattern. Solch unwürdiges Szenario wurde fast jeden Tag abgespielt, immer wenn wieder Leichen gefallener Krieger bestattet werden mussten, seien es Kerraner, Zwerge, Menschen oder auch Elfen, oder manchmal sogar ein Zivilist, der sich zu weit aus den Katakomben herausgewagt hatte. Die Bürgern, die in den weniger heruntergekommenen Vierteln lebten brauchten kaum Angst zu haben, es reichte schon sich in dem eigenen Haus zu verstecken, um dem Pfeilhagel der Angreifer zu entgehen. Funken stoben auf und ein schriller Schrei war zu hören, als ein kleiner Gnom, der einfach mit einen Fußtritt von einem guten Platz in das Feuer geschleudert wurde. Ein riesiger, muskelbepackter Hüne packte den Gnom polterte ihn wutentbrannt an und schleuderte ihn danach mit einer fast beiläufigen Bewegung von der kostbaren Wärme weg. Hier galt nur das Gesetz des Stärkeren. Die Menge wich respektvoll vor dem Barbaren zurück, als er sich stapfend auf den Weg zum Feuer begab. Beon und ich hatten diesmal das Pech kein einziges bisschen der Hitze abzubekommen, worauf wir uns wieder zurück in die Gassen der Slums begaben. Wir beide hatten durch den Krieg unsere Eltern verloren und mussten so zwangsweise lernen, uns als Obdachlose in den Slums Queynos zurechtzufinden. „Wenn das so weitergeht, werden wir bald in die Gräber hinuntergelassen“, seufzte Beon. „Falls überhaupt“, antwortete ich niedergeschlagen. Meine Antwort war nicht scherzhaft gemeint. Jeder Tote wurde nur noch in eine Statistik eingetragen, und es hatte des Anschein als würde das Massensterben kein Ende nehmen. Niemand würde sich Mühe machen, die engen und stickigen Gassen abzusuchen. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und der Himmel hatte sich geklärt, was das Zurechtfinden in den schmutzigen Gassen um einiges erleichterte. Die Gassen stanken exorbitant und sahen auch genau so aus. Hier lief ein räudiger Hund herum und suchte im Müll nach Essen und da lagen Exkremente von Tieren und Menschen- demnach sah auch mein Erscheinungsbild nicht gerade gepflegt aus. Mein tiefbraunes Haar hing zerzaust bis zu meinen Schultern hinab und mein Gesicht wurde von Schürfwunden und Schmutz geprägt. Anders als Beon hatte ich eine tiefbraune bis fast schwarze Iris und gekrümmte Augenbrauen. Ich trug einen zerrissenen Mantel der mir bis zu den Knien reichte und abgewetzte zerschlissene Sandalen. Plötzlich fühlte ich einen Schulterstoß in meinen Rippen. „Sieh mal, da!“, flüsterte Beon. Ich kniff die Augen zusammen, und versuchte im tiefem Dunkel der Gasse irgendetwas zu erkennen. „Was soll da sein?“, erwiderte ich schulterzuckend. „Da vorne...!“, zischte Beon und deutete mit seinem Finger in Richtung Ende der schmalen Gasse, worauf er von mir nur einen verständnislosen Blick erntete. In Beons Augen blitzte es kurz wütend auf, doch schon im nächsten Moment blickte ich wieder in die gewohnten, fast mythischen olivgrünen Augen meines Freundes. Er bedeutete mir mit einer weit ausholenden Geste ihm zu folgen und trippelte fast verschwörerisch weiter ins Dunkel. Kaum hatten wir weitere 10 Meter zurückgelegt, zeichneten sich Umrisse von den Schatten im hinteren Teil der Gasse ab. Ich fluchte, als ich in eine tiefe Pfütze trat, was Beon gleich mit einem zornigen Blick erwiderte. „Was ist das?“, murmelte ich, als sich die Umrisse immer klarer vom Schatten abzeichneten. „Ich.... weiß nicht...“, antwortete Beon verunsichert. Wir wagten uns noch einige Schritte näher heran, bis uns ein Rascheln und hektisches Gemurmel klarmachte, dass es ein Riesen Fehler gewesen wäre, noch weiter in die Gasse vorzudringen. Wir knieten uns hinter einen Müllhaufen und spähten vorsichtig über unser stinkendes Versteck. Es waren Gestalten, die schwarze Roben trugen und auf dem Boden kniend irgendetwas inspirierten . An jeder Gestalt hing ein gut bestückter Waffengürtel mit Dolchen und Flaschen, die mit irgendwelchen Flüssigkeiten gefüllt waren. „Das sind Tunarepriester...“, flüsterte Beon verständnislos „ Was machen die denn hier?“. Ich zuckte nur mit dem Schultern, Beon als Antwort zu genügen schien. Nachdem die Priester lange murmelnd im Dreck rumgewühlt hatten, stand einer der Priester plötzlich, hielt die Hände beschwörerisch in die Luft und schrie etwas unverständliches. Plötzlich erkannten wir auch sein Gesicht- besser gesagt- versuchten es zu erkennen. Denn unter der pechschwarzen Kapuze des Priesters war nichts! Ein schriller Ton erklang, und schien mein Trommelfell zerplatzen lassen zu wollen. Nach und nach krochen stöhnend, von einem Klappern gefolgt knochige Körper aus dem Boden, an dem nun klar und deutlich ein flimmerndes Pentagramm zu erkennen war. Und der Strom der zerfetzten, teils enthaupteten Gestalten schien kein Ende zu nehmen.

Bleich vor Schrecken kniete ich und Beon hinter dem Haufen Müll, der uns als Schutz diente. Langsam setzte sich die untote Armee in Bewegung, von dem ständigen Geräusch klappernder Knochen und einem Stöhnen gefolgt. Der Bann hatte sich immer noch nicht gelöst und wir starrten immer noch völlig entsetzt auf den wandelnden Tod, der langsam aber sicher und entschlossen auf den Hauptplatz des Armenviertel Queynos’ zustrebte. Erst als die Armee dem Misthaufen, der uns als Versteck diente nur noch weniger Meter entfernt war, erwachte ich aus meiner Trance. Die Skelette schienen uns noch nicht bemerkt zu haben- zumindest dachten wir das, bis ich durch umdrehen in das Antlitz der Hölle blickte. Hinter uns stand ein hässlich Gebilde, so abstrakt, dass es gar nicht in diese Welt voller Phänomene passte. Anstelle eines Unterleibes scharrten kratzige Spinnenbeine am schmutzigen Boden. Die Haut der Kreatur war teils befellt, teils aber auch nackt, was das schreckliche Erscheinungsbild des Wesens noch widerlicher machte. Aus jedem der einzelnen Spinnenbeine prangte ein Arm mit einer unterschiedlichen Anzahl an Fingern und an dem Punkt, an dem eigentlich der Rump einer Spinne hätte sein müssen, thronte ein gehörnter Kopf der uns mit einer schrecklichen Grimasse anglotze, so dass es gar nicht möglich gewesen war, zu deuten, ob es die Grimasse ein hämisches Grinsen darstellen sollte oder einfach die reine Mordlust dieser abscheulichen Kreatur wiedergeben sollte. Einige Sekunden konfrontierten wir uns einfach nur mit Blicken und fochten ein stilles Blickduell aus, wobei ich in diesem Kampf sicher der Verlierer gewesen wäre. Ein Schrei Beons unterbrach unser unfaires Kräftemessen. „Lauf!“, schrie er und rannte wie besessen los. Die untote Armee war inzwischen näher gekommen. Beon war schon ausser Blickweite geraten und bis ich auf die Idee kam, ihm es gleichzutun, sah ich schon einen Prankenhieb der Bestie die vor mir stand auf mich zukommen. Der gewaltige Hieb zerspaltete die Luft mit einem Pfeifen, und mir wäre sicher das gleiche passiert, wäre ich nicht im letzten Moment losgerannt und durch Glück dem Hieb entronnen. Inzwischen waren auch die anderen Zombies auf mich aufmerksam geworden und rannten mir hinterher. Von einem lauten Knochengeklapper gefolgt rannte ich durch die inzwischen komplett dunkle Gasse, vorbei an feuchten Wänden und schlafenden Tieren aller Art, die nichts von dem kommenden ahnten. Als ich schnaufend das Ende der dunkeln Gasse erreicht hatte, bot sich mir ein Anblick des Grauens. Der ganze Platz war zu einem Schlachtfeld der Hölle geworden. Überall lagen Splitter von eingeschlagenen Fenstern, und man hörte Schreie von Frauen, Kindern und Männern. Überall rannten Bewohner vor den schrecklichen Kreaturen weg. Offenbar war das Loch in der Gasse nicht der einzige Ausweg der Hölle für die Untoten gewesen. Auch von hinter den großen Stadtmauern hörte man Kampfeslärm. Verzweifelt sah ich mich nach Beon um. Er war nirgendwo zu sehen. Hier und da kämpfte ein verzweifelter Bürger mit einem Skelett, das jedoch selbst nach dem Abtrennen eines Armes noch weiterkämpfte. Letztendlich unterlag jeder noch so starke Bürger dem höllischen Kampf mit den Skeletten. Selbst wenn es einem gelang, ein Skelett in seine Einzelteile zu zerlegen, kamen gleich zwei weitere höllische Kreaturen auf den Sieger zu- was Gegenwehr unmöglich machte. An manche Stellen warf der Mond ein silbernes Licht, was die Atmosphäre noch vollkommener machte- es war, als wäre die Hölle in Form von Untoten selbst über Queynos hergefallen. Meine ausführlichen Inspektion des Schlachtfeldes wurde jedoch jäh unterbrochen. Als mich ein heftiger Schlag in der Seite traf und gegen die Wand schmetterte. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass ich kraftlos in die Knie sank. Verzweifelt schloss ich die Augen und wartete das Ende ab. 10 Sekunden verstrichen... 10 weitere Sekunden befand ich mich in der Dunkelheit... und noch mal 10. Die Geräusche waren jedoch anders als erwartet- ich hörte weiterhin Schlachtenlärm, jedoch hörte ich auch das Geräusch von fallenden Knochen und unmenschlichen Stöhnen. Ungläubig riss ich die Augen auf: Anders als erwartet, grinsten mich nicht unverholfen Skelette an, sondern der Anblick der sich mir bot war ganz anders- fantastisch:
Im silbernen Mondlicht versuchte ein großgewachsener Mann mit einer silbernen Stahlrüstung geradezu das Unmögliche- er focht gegen eine der Höllenkreaturen. Sein Gesicht war zerkratzt und voller Schrammen, jedoch entdeckte ich keine Blutspuren an seinen Schultern, wo ihn der Panzer nicht schütze. Egal wie oft und mit welcher Kraft das Skelett auf ihn einschlug- jeder Schlag wurde stets von silbernen, juwelenverziertem Kurzschwert geblockt. Nach dem der Zombie fünzig mal ohne Wirkung auf ihn eingedroschen hatte, ging der Krieger von der Defensive zur Offensive über. Als das Skelett wieder zu einem seitlichen Hieb mit einer schweren Axt ansetzte, riss der Krieger mit einem Arm den Unterarm des Skelettes in die Höhe, und holte mit der anderen Hand zu einem Hieb gegen den Hals an. Das nächste, was man hörte, war das Geräusch eines auf den Boden fallenden Schädel. Auch der restliche Körper brach gleich darauf zusammen. Anfangs hatte ich geglaubt, das die Kreaturen, die der tiefe Schlund in der Gasse unbegrenzt waren, jedoch schien der Mann ihnen beachtliche Verluste zuzufügen. Anfangs näherten ihm sich immer 3 der Bestien auf einmal, jetzt kamen sie nur noch zu zweit oder gar einzeln. Eines an der ganzen Sache wunderte mich jedoch- die Kampfeslärm hintern den queynosischen Mauern zu urteilen, waren die Untoten auch über die Inneren Teile der Stadt hergefallen. Es ergab einfach keinen Sinn- wieso zum Teufel sollte ein Ritter in die Slums kommen, anstatt helfen, den Palast zu verteidigen? Der Kampf verlief so wie er begonnen hatte- egal wie viele Kreaturen sich auf den Riesen stürzten, sie wurden kompromisslos niedergemäht. Als der Strom der Bestien für kurze Zeit versiegte, und der Boden mit Knochen bedeckt war, kam der Riese mit schweren Schritten lächelnd auf mich zugestapft und klappte das Visier seines silbernen Helmes auf..
Mir blieb das erste mal Zeit, ihn etwas genauer zu betrachten. Er hatte bernsteinfarbene Augen und gekrümmte Augenbrauen. Ein brauner Bart wuchs um seinen Mund, der fast das gesamte Kinn bedeckte, welches relativ lang war. Einige Haarspitzen fielen auf die Stirn und sein Gesicht wies schon leichte Falten auf, was darauf schließen ließ, dass er sicher schon 50 Jahre des Lebens hinter sich gelassen hatte. Auf dem Platz tobte immer noch ein Kampf, wobei die Zahl der Angreifer deutlich dezimiert worden war, und die verteidigenden Bürger langsam die Oberhand gewannen. „Sie werden wiedergekommen“, sagte plötzlich der Krieger und deutete auf einender zusammengefallenen Knochenhaufen. „Sie formieren sich nur und warten auf die nächste Gelegenheit, einen Angriff zu starten, obwohl ich vermute, dass sie sich diesmal eher auf das Zentrum Queynos konzentrieren werden...wenn wir ihren Anführer nicht besiegen“. „Wir?“, rief ich ungläubig, nein schrie ich fast. „ich habe es doch nicht einmal fertig gebracht, wegzulaufen, wie sollte ICH euch dann helfen, den Anführer der Tunarepriester zu besiegen?“. Er legte die Stirn in Falten so, dass seine Stirn fast wie das Meer voller Wellen wirkte. „Tunarepriester?“. Er musterte mich noch kurz, und fuhr dann fort „Du irrst dich, Junge. Die Göttin Tunare mitsamt ihrer Verehrer kämpft für das Gute, nicht für die Armeen der Finsternis.“ Der Himmel rötete sich allmählich. Die Sonne begann, aufzugehen. „Zumindest sahen sie wie die Priester, aus die heute die Totenmesse abgehalten haben.“, erwiderte ich, „oder zumindest ihre in ihren Augen lästige Arbeit getan haben“, fügte ich abfällig dazu. Er runzelte die Stirn und kratze sich an der Nase. „Ich weiß zwar nicht, was du meinst, Junge, aber Tatsache ist, dass wir die Oberhäupter der Schwarzen Sehne zerschlagen müssen, bevor es zu spät ist.“. Ich begriff einfach nicht, warum ich ihn begleiten sollte. Ich wäre ihm allerhöchstens ein Klotz am Bein gewesen, den es auch noch zu beschützen galt. Er deutete lächelnd mit seinem Panzerhandschuh in die immer noch dunkle Gasse hinein. „Die Trottel waren ja so klug, einen ihrer Löcher mitten in dieser Sackgasse zu beschwören.“, sagte er, und reichte mir anschließend die Hand. Wie konnte er nur in so einer Situation Witze machen? Fast die Hälfte der Slumbewohner waren abgeschlachtet worden, und wenn man die Verluste in der Mittelstadt mitzählte, waren die Verluste sicher in die Tausendzahlen gestiegen! Wer war dieser Mann? Fassungslos hockte ich immer noch im Schlamm, den Rücken an die Hauswand gelehnt und starrte den Krieger mit dem ominösen Charakter an, was er immer nur mit einem Lächeln erwiderte. Es schien mir fast so, als wäre im das Lächeln in das Gesicht geschnitten. Trotzdem- er war mir irgendwie sympathisch. So nahm ich sein Angebot an, und er zog mich mit einem kraftvollen Ruck nach oben. Die Sonne war nun schon wieder ein Stück aufgestiegen und warf sanfte, fast mysteriöse Sonnenstrahlen auf den kleinen Platz mit einer Statue der Königin Antonia Bayle. Ohne ein weiteres Wort stapfte er los und ich rannte ihm schon fast nach. Wir durchquerten die selbe Szene, die ich von meinen schon fast 12 Jahren fast schon auswendig kannte. Doch mit jedem Schritt, mit dem wir uns dem Dunkel näherten wuchs ein Gefühl in mir, das man sich als eingekerkerte Bestie in meiner Seele vorstellen konnte, dessen Kraft und Wille, die Ketten zu zerbrechen und meine Seele zu verwüsten mit jedem Schritt, den wir weiter in die dunkle Gasse gingen, wuchs. Doch immer, wenn ich zögerte noch weiter vorzudringen, genügte ein Blick des mysteriösen Kriegers, und ich folgte ihm wieder wie ein zahmes Pferd. Wir waren nun schon fast an dem Ort angelangt, an dem die Priester das Tor zum Reich der Toten geöffnet hatten. Ein dichter Nebel überzog nun schon den Boden, was meine Angst noch nährte. Plötzlich blieb der Krieger stehen und drehte sich mit einem Ruck um und sah mich an. „Da wären wir“, sagte er nur noch, als er sich mit einem lauten Schrei in den Nebel stürzte. Man hörte eine kurze Zeit Schlachtenlärm, bis er schlagartig verstummte und nur noch das Geräusch schweren Atems zu hören war. Ich weiß nicht, was mich bewegt hatte, selbst in den Nebel zu gehen. Mein eigener Wille oder gar Mut war es nicht gewesen. Schritt für Schritt versank ich fast in dem Nebel, Schritt für Schritt ließ mein Augenlicht nach. Aber ich konnte nichts tun. Ich fühlte zwar immer noch das gewohnte Gefühl von Matsch an meinen Füßen, aber es war fast so, als wäre schwebe mein Körper. Ich hörte auf, die Zeit zu zählen, in der ich mich in dem seltsamen Nebel befand. Handelte es sich nur um Sekunden? Waren es gar Stunden? Ich wusste es nicht. Als ich schon dachte, nie mehr das Licht der Sonne erblicken zu können, machte es einen Ruck, und ich befand mich plötzlich in völliger Dunkelheit. Nichts. Rein gar nichts war noch um mich herum, nur eine höllische Schwärze. Die Ketten, die das Monster in meiner Seele fesselten, drohten gesprengt zu werden. Ich hatte Angst. Langsam begann ich, zu gehen. Schritt für Schritt. Ich spürte gar nichts mehr an meinen Fußsohlen, es war als wäre ich in der Luft. Eine Hand berührte mich von hinten. Mit einem Schrei fuhr ich herum. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, etwa mit den bösen Göttern persönlich. Doch als ich meine Drehung vollendet hatte, sah ich etwas anderes. Etwas, was ich nie erwartet hätte. Ich konnte es mir gar nicht erklären. Steif wie eine Puppe, stand vor mir ein Elf. Ein Elf, in schwarzer Robe, und mit dunkler Haut. Ein Priester. Ein Priester der schwarzen Sehne. Er blickte mich starr an. Als ob jegliches Leben in ihm erloschen war, es ihm jedoch nicht vergönnt war, das Reich der Lebenden zu verlassen. Ich war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich konnte nicht ein Glied bewegen, und auch nicht meinen Blick von dem Priester zu lösen, bis ich eine erschreckende Entdeckung machte. Am Anfang war es nicht zu erkennen, um was es sich bei dem an den Füßen des Priesters liegenden Objekts handelte. Erst nach einem genaueren Blick erkannte, ich dass es ein Mensch war. Seine Kleidung war zerfetzt, und seine Haut, die darunter zum Vorschein gekommen war geschunden und erbleicht. Überall waren Risse in der Haut und zum Teil auch tiefe Stichwunden, die von Schwertern oder anderen Waffen stammten. Mein Blick wanderte allmählich zum Kopf der Leiche. Auch die Haare der kleinen Leiche waren voll Blut und an manchen Stelle war sogar ein Teil der Kopfhaut verschwunden, und weisse Knochen kamen darunter zum Vorschein. In mir brodelte eine Vermutung auf. Entschlossen riss ich den leblosen Körper auf die andere Seite- und erbleichte im gleichen Moment. Der Körper, der seinem Aussehen nach zu Urteilen soviel durchgemacht hatte und soviel hatte erleiden müssen, war der Körper meines Freundes Beon. Seine Augen standen weit offen und starrten mich an. Es waren die selben olivgrünen Augen, die mich all die Jahre jeden Tag angeschaut hatten- aber etwas fehlte. Jedes bisschen Leben war aus ihm gewichen und er starrte mich nur mit offenen Augen und Mund an. Ich sank in die Knie und spürte, wie mir eine Träne die Wanger herunterlief. Ich sah nur noch die Dunkelheit unter meinen Füssen. Ich gab meiner Trauer nach und viel schluchzend zu Boden und rüttelte dabei immer noch an dem Körper meines verstorbenen Freundes. Plötzlich viel mein Blick auf etwas metallenes, das er in der rechten Hand hielt. Ich kroch weiter zu seiner bleichen Hand hin. Es war ein silberner Dolch. Der silberne Dolch, den Beon schon immer bei sich getragen hatte, über dessen Herkunft er jedoch nie etwas verraten wollte. Ohne dass ich es wollte, schwenkte mein Blick ständig zwischen dem Dolch in der Hand Beons und der starrten Puppe des Priesters hin und her. Mit einem Moment, hatte ich plötzlich das Gefühl, zu wissen wer meinen Freund umgebracht hatte. Der Gedanke der Rache loderte in mir auf. Entschlossen zog ich den Dolch aus den Fingern der Hand meines Freundes und richtete mich auf und umklammerte ihn fest mit beiden Händen. Ich wusste, dass ich durch das Töten dieses Priesters nicht nur die Rache für meinen Freund bringen würde, sondern auch für etliche andere, die unter den verrückten Kult der Schwarzen Sehne gelitten hatten. Ein Stich, und ich würde alles beenden. Ein einziger Stich, und etliche Seelen würden Frieden finden. Ich umklammerte den Dolch immer fester. Alles in mir schrie danach, dem Leben dieses Monstrums ein Ende zu setzen. Aber ich schaffte es nicht. Ich wusste nicht, ob es mir an Mut oder schier an Kraft mangelte. Ich lies den Dolch einfach fallen, und blickte die leblose Hülle des Klerikers an. Im gleichen Moment, in dem der Dolch auf den Boden fiel, änderten sich die Lichtverhältnisse in dieser Dimension. Alles erstrahlte in hellen Licht und meine Erwartungen erfüllten sich, als plötzlich der mysteriöse Krieger vor mir stand, dort wo eben noch die Puppe und die Leiche meines Freundes gewesen war. Der Krieger lächelte mich an. Minutenlang standen wir einfach nur da und sagten gar nichts. Er lächelte mich mit seinem überaus sympathischen Lächeln an, und ich stand einfach nur, mit der Situation völlig überfordert, da. Eine Bewegung des Kriegers brach die Stille. Stöhnend, als würde ihm jede Bewegung strapazieren, hob er den Dolch auf, und hielt in mir mit offener Hand hin. „Nimm“, sagte er herausfordernd. Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte. Das erste, was mir auf diese Aufforderung einfiel war: „Weshalb?“. „Nimm einfach. Ich weiß, was ich tue“, erwiderte er zwinkernd. Zögernd umfasste ich den silbernen Dolch in seiner Hand und nahm in langsam an mich. „Gut gemacht“, lobte er mich, und klatschte dabei in die Hände. „Du hast es geschafft.“. Ich wollte in einfach nur noch mit einem Storm von Fragen überschütten, doch kaum als ich den Mund aufmachte, unterbrach er mich mit einer ruhigen Geste und flüsterte verschwörerisch:
„Deine Zeit wird noch kommen“.

Danach war alles plötzlich wieder normal. Ich befand mich weder in einer komplett weißen, noch schwarzen Dimension, nein ich befand mich einfach nur inmitten eines Haufens von Knochen. Inzwischen war die Sonne fast ganz aufgegangen, und tunkte den Himmel in ein wunderschönes Orange. Erst nach einiger Zeit viel mir auf, dass sich alles auf dem großen Slumplatz wieder normalisiert hatte, und bereits eine Totenmesse begonnen hatte. Die Priester schlurften wieder von Opfer zu Opfer und tropften ihm Eichenrindenextrakt auf die Stirn. Ein paar Schritte von mir entfernt, war ein großes, weißes Leichentuch, in dem sich ein kleiner Körper zu befinden schien. Insgeheim ahnte ich schon, wer das war, jedoch ging ich entschlossen zu dem blutgetränkten Leichentuch. Es schien niemanden aufzufallen, als ich das Tuch hektisch aufwickelte. Wie erwartet, fand ich die schrecklich zugerichtete Leiche Beons in dem Tuch. Ich kniete mich noch einmal über ihn und schloss seine noch weit offenstehenden Augen. Ich weiss nicht mehr, wie viel Zeit ich noch weinend an dem Körper Beons verbracht hatte, jedoch wurde ich durch eine einfühlsame Stimme aus meiner Trauer gerissen. „Er wurde getötet, als er versuchte, in die Katakomben zu fliehen. Ich weiss nicht, ob es sein Wille war, aber ich denke er hätte dir das hier als aller erstes gegeben“, flüsterte mir ein Priester in pechschwarzer Robe ins Ohr. „Mögen Tunare dich segnen“. Mit diesen Worten überreichte er mir einen kleinen, in Stoff eingewickelten Gegenstand. Ich wusste schon, was sich in dem billigen Fell befand- jedoch öffnete ich nicht den Verschluss. Der Priester bat mich, zur Seite zu treten und befahl zwei weiteren Priestern, den Körper zu nehmen und mit den anderen Opfern auf den Friedhof zu tragen. Still blickte ich, den Dolch in der Hand, dem Trauerzug nach, bis das Schließen der Tore mir den Blick auf den sonnengetunkten Friedhof verbarg. Ich erinnerte mich an die Worte des Kriegers: „ Deine Zeit wird noch kommen“. Aber ich war kein Held.
Noch nicht.





von Da_Chegga, für das Gewinnspiel. Ich werde wahrscheinlich bis zum Einsendeschluss noch ein wenig editieren, aber es soll bei diesem KOnzept bleiben. :-):-):-)
mfg, Da_Chegga

Frupus Fruchtpudding
04.11.2004, 23:03
Aesculap, ich weiss das ist OT, aber gucke doch bitte mal in den Thread von Tigerente :D :-) :)

Totenmond
05.11.2004, 14:23
Hm ich finde das schon irgendwie witzig wie du hier aufpasst, sprich Abgabedatum und Abgabemenge überwachst. Naja mal ehrlich glaubst du dadurch die Chancen deiner Geschichte auf einen Gewinn zu erhöhen. Das ist kein guter Sportsgeist, naja meiner Meinung nach bist du eh nicht unter den TOP-Geschichten. Also kauf dir lieber das SPiel und warte nicht :aua:

Frupus Fruchtpudding
12.11.2004, 20:04
Wenn ichs mir mal so recht anschaue, glaube ich, dass ich einfach wegen meiner Wichtigtuerei nichts gewinne habe :( Egal.

[letztereditfürimmer] Ich habe einfach nur nichts gewonnen, weil ihr mich unsymphatisch findet. Das jeder was gewonnen hat, ausser ich, macht mich schon ziemlich fertig. :(:(:(
Dabei hab ich mir soviel Mühe gegeben :(
Aber Glückwunsch an alle anderen :-):(
Betonung liegt auf alle ausser mir natürlich :/
Das ich blöderweise den Aufpasser gespielt habe, ist anders, als es den Anschein hat. Aber ich wurde wahrscheinlich eh schon vor dem Bewerten disqualifiziert.