Wizz
28.10.2004, 12:26
Man hat es nicht leicht mit den Halblingen oder Ein Tag in Baubbleshire
Aaahhhh... Und wieder ein wunderschöner Morgen im Baubbleshire. Die Sonne scheint zum Fenster herein, die Vögel zwitschern... Ich kann mich noch immer nicht so ganz an dieses unzyklische, zufällige Gezwitscher gewöhnen. Da lob' ich mir doch das beständige, beruhigende Tick-Tack-Tick-Tack, das man in Ak'Anon hören konnte. Mein geliebtes Ak'Anon, werde ich es jemals wiedersehen? Naja, es hat keinen Sinn solchen Gedanken nachzuhängen. Wir können froh sein, daß uns die Halblinge hier bei sich aufgenommen haben. Sie haben es ja auch nicht leicht... sie mußten ja auch ihr Rivervale verlassen, und ich kann mir vorstellen, daß es ihnen nicht leichtgefallen ist. Die Gemeinde hier ist auf jeden Fall ganz nett, und wir leben friedlich und zufrieden Tür an Tür.
Nach der Morgenhygiene und dem Ankleiden setze ich noch meine Dreifach-Fokus-Okulare auf und mache mich auf dem Weg zur Deepmug Tavern, um zu frühstücken. Meine Mutter hat mir immer wieder gesagt, daß ein Gnom, der mal was werden will, immer ordentlich frühstücken sollte.
Ich gehe zum Wirt, bestelle am Tresen zwei leckere Jum Jum-Muffins und einen Beerensaft. Bregun, der Wirt sieht mich noch immer so böse an... ich bezahle, nehme mein Essen und ziehe mich in den hintersten Winkel der Taverne zurück. Kann der noch immer böse sein? Der Vorfall mit dem mechanischen, zahnradbetriebenen Eßbesteck ist jetzt schon fast eine Woche her und die Flecken an den Decken und den Wänden sieht man schon fast nicht mehr. Hätte er zum Reinigen Eichenrindenextrakt verwendet, wie ich es ihm gesagt habe, würde man gar nichts mehr sehen. Aber nein, Bregun war ja zu sehr damit beschäftigt, mich aus seiner Taverne rauszuschmeissen, als mir zuzuhören. Ein geniales Zeug, der Extrakt... den Extrakt aus den Rinden der Gattung Quercus kann man zu so viel verwenden, je nachdem, welches Verfahren man zur Extraktion verwendet. Ich verwende ihn auch gerne als Schmiermittel, und angeblich verschreiben den auch ein paar Quacksalber gegen Rheuma, Zipperlein, Orkfuß, Trollgeruch, das Schwarze Sehnen und Durchfall. Naja... wenn's nicht schadet... Und da es gleich um die Ecke einen ganzen Wald voller Eichen gibt, ist er auch billig.
Auf jeden Fall schaut Bregun noch immer ein wenig verstimmt, wenn er mich sieht. Schade. Ich hoffe, daß das bald wieder besser wird. Ich bin nämlich sehr gerne in der Taverne. Vor drei Wochen war hier ein älterer Bauer, der versucht Jum Jum anzupflanzen - die Halblinge sind ja ganz wild auf das Zeug, und mir schmeckt es auch ganz gut - aber sein Sohn ist jetzt ausgezogen, um Abenteurer zu werden, und jetzt hat er niemanden, der ihm beim Pflügen hilft und hat in der Taverne darüber mit dem Wirt gesprochen. Da habe ich mir gedacht, ich tue ihm was Gutes, und hab mir was einfallenlassen. Eine Woche später war ich bei ihm auf dem Hof, um ihm meine Erfindung zu zeigen. Aber er hat mich gefragt, was er mit einem mit Methyl betriebenen Warzenschwein soll. Da habe ich ihm erklärt, daß das Warzenschwein, einmal gestartet, über eine Ackerlänge schnurgerade Furchen zieht. Schnurgerade, sage ich Euch, als ob man sie mit dem Lineal gemacht hätte. Ich habe es ihm dann vorgeführt, und er war begeistert. Bis es dann zur Explosion kam. Aber es war nur eine ganz kleine Explosion. Und sein Geräteschuppen ist nicht einmal niedergebrannt... nur leicht angekokelt. Mein Wasserlementar hat das Feuer sofort gelöscht. Konnte ja keiner wissen, daß da grössere Steine unter der Erdscholle sind, die in den Ansaugstutzen geraten können. Als ob ich was dafür könnte, daß der seinen Acker nicht in Ordnung hält. Trotzdem hat er von mir verlangt, daß ich das alles wieder in Ordnung bringe. Man hat es nicht leicht mit den Halblingen.
Das Leben eines gnomischen Beschwörers und Tüftlers besteht allerdings nicht nur aus Goldstücken, Jum Jum-Muffins und Beerensaft, das könnt ihr mir glauben. Als ich vor ein paar Tagen geschäftlich in Qeynos war, hat mir eine Eruditin namens Oylrun einen Auftrag gegeben. Sie ist eine noble und gebildete Frau, und wie ich bemerkt habe, trägt sie die Glyphe des Wissens auf ihrer Haut. Leider ist sie sehr beschäftigt, und kann sich nicht so oft um ihren Kräutergarten, den sie für ihre alchemistischen Unternehmungen braucht, kümmern wie sie wollen würde, und sie hat mich gebeten mir da etwas zu überlegen. Bei den Göttern der Zahnräder und Getriebe, sie hat mir sogar eine großzügige Anzahlung gegeben, und ich habe ihr bereits ein Konzept einer hydraulischen Bewässerungs- und Ernte-Anlage vorgelegt, und sie war begeistert. Allerdings habe ich jetzt das Problem, daß ich einen zylindrischen Kolben benötige, in einer ganz bestimmten Größe, und den nirgens auftreiben kann. Wenn ich Pech habe, und keinen finde, muß ich selbst einen herstellen. Wenn ich einen Auftrag übernehme, dann führe ich den auch aus, das ist Ehrensache. Ein Gnom, ein Wort, sage ich immer. Aber im Moment fällt mir nichts ein, und so spaziere ich ein wenig durch das Dorf, vielleicht fällt mir ja was ein. Ich könnte auch Rebik Spocketrock in der Schmiede besuchen, vielleicht hat der was passendes auf Lager oder kann es besorgen.
Gesagt, getan, ich besuche die Schmiede und unterhalte mich mit Rebik über Werkzeug, Zahnräder und Getriebe. Mit ihm kann man sich wenigstens darüber unterhalten. Die Halblinge haben dafür keinen Sinn.
Leider stellt sich heraus, daß er auch keinen entsprechenden Kolben auf Lager hat.
Ich beschließe, zum Pier zu gehen, mich dort ein wenig hinzusetzen und in die Ferne zu sehen, und dabei nachzudenken. Vielleicht läute ich auch mit der Glocke eine Fähre herbei, um nach Qeynos zu fahren. Vielleicht kann ich ja dort einen Kolben kaufen.
Ich setze mich an den Pier und lasse die Füsse hinunterbaumeln. Dann lehne ich mich zurück, schaue in den Himmel und genieße die Meeresluft. Eine sanfte Brise fährt durch mein Haar und so langsam döse ich ein.
Ich erwache davon, daß mich etwas in die Seite piekt und eine leise Stimme fragt: "He, Du... schläfst Du?" Ich setze mich auf, drehe mich zu der Stimme um, und entgegne mit einem freundlichen "Jetzt nicht mehr. Kann ich was für Dich tun?" Da mich die Besitzerin der Stimme mit 'Du' angesprochen hat, mache ich das genauso. Vor mir steht eine junge Halblingsfrau mit einer leichten Rüstung, und an ihrem Gürtel hängt ein Streitkolben. Von der Statur her würde ich schätzen, daß sie eine Kriegerin oder Priesterin ist. "Ich heisse Gilly und bin eine Priesterin der Göttin Tunare, und müßte im Oakmyst-Wald etwas erledigen, aber alleine... ich weiß nicht, ob ich das schaffe... " So, so, eine Tunarepriesterin also. Das ist doch ein wenig ungewöhnlich. Ich hatte eher den Eindruck, daß die meisten Halben eher Bristlebane Fizzlethorpe folgen würden. Immerhin hat er sie ja erschaffen, und sie haben auch im Großen und Ganzen seine Mentalität, so ein wenig spitzbübisch. Naja, es schließt ja nicht aus, daß es unter ihnen auch Priester der anderen Götter gibt.
Ich will gerade aufstehen, um ihr die Hand schütteln und mich auch vorzustellen als ein lautes Rumpeln ertönt, und ich drehe mich erschreckt um, um zu sehen, ob da ein Schiff gegen den Pier gefahren ist, aber da ist nichts. Es rumpelt wieder und nochmal und schließlich merke ich, daß das mein Magenknurren ist. Ich stehe nun ganz auf, grinse sie ein wenig verlegen an. "Wenn Du was für mich zum Essen hättest, werde ich Dir gerne helfen." Sie nickt, ich glaube, ich habe sie auch grinsen gesehen, und fängt an, eine leise Melodie zu summen und zu singen. Ich habe nicht alles verstanden, aber es scheint eine Art Ode an Tunare gewesen zu sein. Nachdem sie wieder verstummt ist erscheinen ein Laib Brot und ein Krug Wasser in ihren Händen und sie drückt mir beides in die Hand. Wir setzen uns beide hin, und während ich esse, erzählt sie mir von ihrer Aufgabe. Angeblich hat sich eine böse Macht im Wald ausgebreitet und viele der armen Tiere korrumpiert. Als ich fertig gegessen habe stehen wir wieder auf, und läuten eine Fähre herbei, die uns nach Oakmyst bringt. Dort helfe ich ihr den Nachmittag über, den Plänen der bösen Macht Einhalt zu gebieten, und am späten Abend kehren wir wieder in das gemütliche Baubbleshire zurück.
Nachdem sich Gilly von mir verabschiedet hat, gehe ich noch ein wenig im Schein der Sterne spazieren um nachzudenken, um mich wieder dem Problem mit dem Kolben zu widmen. Dabei komme ich an einem Erdhügelheim vorbei, auf dessen Fensterbrett ein Kuchen steht, und ich komme näher um zu sehen, was für ein Kuchen das denn ist. Es ist das Haus von Frau Diggs, einer begnadeten Bäckerin. Doch dann fällt mein Blick durch das Fenster in das Heim, und dort liegt auf einer Werkbank ein Zylinder, der ein perfekter Kolben wäre.
Das ist es, was ich gesucht habe! Noch dazu scheint er die perfekte Grösse zu haben. Mein Augenmaß hat mich noch nie im Stich gelassen.
Ich sehe, daß sie gerade den Raum betritt und ein wenig an einem Tisch mit Schusseln und Backblechen hantiert und so lehne ich mich auf ihr Fensterbrett und sehe durch das offene Fenster zu ihr hinein. "Nyla Diggs, gute Frau! Ihr habt da ein Objekt, das mich interessiert."
Sie kommt näher und sieht mich mit ihren grossen Augen interessiert an. "Von was für einem Objekt sprecht Ihr? Ich habe keine Objekte... Ich backe Kuchen und Torten. Wenn Ihr was zum Essen wollt, verkaufe ich Euch gerne was... " Kuchen, Torten... gut, aber ich brauche den Zylinder. Ich zeige durch das Fenster auf ihren Tisch. "Da liegt es doch, auf Eurer Werkbank!" Sie sieht mich verständnislos an. "Werkbank? Ich habe keine Werkbank... das ist mein Küchentisch... " Ich rolle hinter meinen Dreifach-Fokus-Okularen mit den Augen. Werkbank, Küchentisch, wo ist denn da der Unterschied? "Ich meine Euren Zylinder! Den Kolben da!" Nyla sieht mich noch verständnisloser an als vorher. "Zylinder? Ich habe keinen Zylinder... " Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und zeige mit dem Arm darauf. "Da, dieser Zylinder, der rotierbar auf einer Spindel angebracht ist." Sie folgt mit den Augen meinem ausgestreckten Zeigefinger und beginnt dann schallend zu lachen. Jetzt ist es an mir verständnislos zu schauen. Was ist da so lustig? Nachdem sie mehrere Minuten herzhaft gelacht hat, wischt sie sich die Tränen aus den Augen, und drückt mir ein Stück Kuchen in die Hand. "Hier", sagt sie. "Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht... " Sie fängt wieder an zu lächeln und ich befürchte schon, daß sie jetzt wieder in Gelächter ausbricht, aber sie scheint sich jetzt unter Kontrolle zu haben. "Mein Lieber, das ist kein Zylinder... das ist mein Nudelwalker... "
Nudelwalker? Nie davon gehört. Wofür man das wohl brauchen kann? "Könnt Ihr mir diesen... Nudelwalker verkaufen?" Sie läuft vom Fenster weg und kramt in ihrem Labor herum und kommt mit einem zweiten Zylinder... ähm, Nudelwalker wieder ans Fenster und lächelt mich an. "Was würdet ihr mir denn dafür geben, wenn ich Euch meinen zweiten Nudelwalker überlasse?" Ich stelle mich noch mehr auf meine Zehenspitzen, um besser in ihr Labor hineinzusehen. "Ich könnte... ich könnte Euer Labor modernisieren." Frau Diggs sieht mich kurz fragend an. "Mein Labor? Ach, Ihr meint meine Küche?" Ich nicke. "Ja, ja, die Küche... Labor oder Küche, ist doch dasselbe. Ich könnte Euch ein paar Apparaturen bauen, die Euch die Arbeit abnehmen... so ein Gerät, das das Geschirr von selbst wäscht, oder einen automatischen Ofen... oder... " Mir fällt so viel ein, was man da machen könnte. Vor meinem geistigen Auge entstehen bereits die schematischen Darstellungen von der Geschirr-Waschmaschine, oder wie man den Ofen verbessern könnte, sowie eine mechanische, aufziehbare Teigknetmaschine. Die Halblingin unterbricht mich mit einem Räuspern. "Nichts für Ungut, mein Lieber, aber ich habe bereits mit Bauern Erdfuß und dem Schankwirt Bregun gesprochen. Wie wäre es mit folgendem Handel: ich überlasse Euch mein zweites Nudelholz und Ihr versprecht mir, nichts zu bauen, zu erfinden oder auszutüfteln, um mir meine Arbeit zu erleichtern." Ich sehe sie überrascht an. "Aber ich kann das nicht einfach so annehmen." Sie sieht mich bestimmt an, und reicht mir den Nudelwalker durch das Fenster. "Ihr helft mir mehr, wenn ihr mir nicht helft, mein Lieber." Ich nicke verwirrt und bedanke mich bei ihr. Aber so geschenkt kann ich das nicht annehmen, auch wenn sie darauf besteht. Ich werde mir da was einfallen lassen müssen. Man hat es nicht leicht mit den Halblingen...
Auf dem Heimweg male ich mir aus, wie es sein wird, die Anlage für Oylrun endlich fertistellen zu können. Und danach habe ich dann Zeit, um mich bei Frau Diggs erkenntlich zu zeigen. Hmmm... Sie beschwert sich doch immer, daß immer wer ihre Kuchen stibitzt, die sie zum Abkühlen auf das Fensterbrett stellt. Da bietet sich doch ein aufziehbarer, feuerspuckender, phlogistonbetriebener, mechanischer Wachhund geradezu an.
Zuhause esse ich das Kuchenstück, das mir Nyla Diggs gegeben hat, wasche mich noch und ziehe mich um. Jetzt merke ich doch, daß ich von dem Ausflug nach Oakmyst doch ein wenig müde bin, und verzichte auf meine Abendlektüre. Und so lösche ich das Licht, und lege mich in mein Bett und sehe noch ein wenig aus dem geöffneten Fenster in den Sternenhimmel. Ja, morgen da werde ich die Anlage fertigstellen und danach werde ich den Wachhund für Nyla bauen. Die wird Augen machen, die wird begeistert sein... Ich schließe die Augen und stelle mir ihr erfreutes Gesicht vor. Doch in meine Vorfreude auf ihre freudige Reaktion schleichen sich leichte Zweifel ein. Ich hoffe, sie wird sich freuen, sie wird ausser sich sein, aber man hat es eben nicht leicht mit den Halblingen...
Aaahhhh... Und wieder ein wunderschöner Morgen im Baubbleshire. Die Sonne scheint zum Fenster herein, die Vögel zwitschern... Ich kann mich noch immer nicht so ganz an dieses unzyklische, zufällige Gezwitscher gewöhnen. Da lob' ich mir doch das beständige, beruhigende Tick-Tack-Tick-Tack, das man in Ak'Anon hören konnte. Mein geliebtes Ak'Anon, werde ich es jemals wiedersehen? Naja, es hat keinen Sinn solchen Gedanken nachzuhängen. Wir können froh sein, daß uns die Halblinge hier bei sich aufgenommen haben. Sie haben es ja auch nicht leicht... sie mußten ja auch ihr Rivervale verlassen, und ich kann mir vorstellen, daß es ihnen nicht leichtgefallen ist. Die Gemeinde hier ist auf jeden Fall ganz nett, und wir leben friedlich und zufrieden Tür an Tür.
Nach der Morgenhygiene und dem Ankleiden setze ich noch meine Dreifach-Fokus-Okulare auf und mache mich auf dem Weg zur Deepmug Tavern, um zu frühstücken. Meine Mutter hat mir immer wieder gesagt, daß ein Gnom, der mal was werden will, immer ordentlich frühstücken sollte.
Ich gehe zum Wirt, bestelle am Tresen zwei leckere Jum Jum-Muffins und einen Beerensaft. Bregun, der Wirt sieht mich noch immer so böse an... ich bezahle, nehme mein Essen und ziehe mich in den hintersten Winkel der Taverne zurück. Kann der noch immer böse sein? Der Vorfall mit dem mechanischen, zahnradbetriebenen Eßbesteck ist jetzt schon fast eine Woche her und die Flecken an den Decken und den Wänden sieht man schon fast nicht mehr. Hätte er zum Reinigen Eichenrindenextrakt verwendet, wie ich es ihm gesagt habe, würde man gar nichts mehr sehen. Aber nein, Bregun war ja zu sehr damit beschäftigt, mich aus seiner Taverne rauszuschmeissen, als mir zuzuhören. Ein geniales Zeug, der Extrakt... den Extrakt aus den Rinden der Gattung Quercus kann man zu so viel verwenden, je nachdem, welches Verfahren man zur Extraktion verwendet. Ich verwende ihn auch gerne als Schmiermittel, und angeblich verschreiben den auch ein paar Quacksalber gegen Rheuma, Zipperlein, Orkfuß, Trollgeruch, das Schwarze Sehnen und Durchfall. Naja... wenn's nicht schadet... Und da es gleich um die Ecke einen ganzen Wald voller Eichen gibt, ist er auch billig.
Auf jeden Fall schaut Bregun noch immer ein wenig verstimmt, wenn er mich sieht. Schade. Ich hoffe, daß das bald wieder besser wird. Ich bin nämlich sehr gerne in der Taverne. Vor drei Wochen war hier ein älterer Bauer, der versucht Jum Jum anzupflanzen - die Halblinge sind ja ganz wild auf das Zeug, und mir schmeckt es auch ganz gut - aber sein Sohn ist jetzt ausgezogen, um Abenteurer zu werden, und jetzt hat er niemanden, der ihm beim Pflügen hilft und hat in der Taverne darüber mit dem Wirt gesprochen. Da habe ich mir gedacht, ich tue ihm was Gutes, und hab mir was einfallenlassen. Eine Woche später war ich bei ihm auf dem Hof, um ihm meine Erfindung zu zeigen. Aber er hat mich gefragt, was er mit einem mit Methyl betriebenen Warzenschwein soll. Da habe ich ihm erklärt, daß das Warzenschwein, einmal gestartet, über eine Ackerlänge schnurgerade Furchen zieht. Schnurgerade, sage ich Euch, als ob man sie mit dem Lineal gemacht hätte. Ich habe es ihm dann vorgeführt, und er war begeistert. Bis es dann zur Explosion kam. Aber es war nur eine ganz kleine Explosion. Und sein Geräteschuppen ist nicht einmal niedergebrannt... nur leicht angekokelt. Mein Wasserlementar hat das Feuer sofort gelöscht. Konnte ja keiner wissen, daß da grössere Steine unter der Erdscholle sind, die in den Ansaugstutzen geraten können. Als ob ich was dafür könnte, daß der seinen Acker nicht in Ordnung hält. Trotzdem hat er von mir verlangt, daß ich das alles wieder in Ordnung bringe. Man hat es nicht leicht mit den Halblingen.
Das Leben eines gnomischen Beschwörers und Tüftlers besteht allerdings nicht nur aus Goldstücken, Jum Jum-Muffins und Beerensaft, das könnt ihr mir glauben. Als ich vor ein paar Tagen geschäftlich in Qeynos war, hat mir eine Eruditin namens Oylrun einen Auftrag gegeben. Sie ist eine noble und gebildete Frau, und wie ich bemerkt habe, trägt sie die Glyphe des Wissens auf ihrer Haut. Leider ist sie sehr beschäftigt, und kann sich nicht so oft um ihren Kräutergarten, den sie für ihre alchemistischen Unternehmungen braucht, kümmern wie sie wollen würde, und sie hat mich gebeten mir da etwas zu überlegen. Bei den Göttern der Zahnräder und Getriebe, sie hat mir sogar eine großzügige Anzahlung gegeben, und ich habe ihr bereits ein Konzept einer hydraulischen Bewässerungs- und Ernte-Anlage vorgelegt, und sie war begeistert. Allerdings habe ich jetzt das Problem, daß ich einen zylindrischen Kolben benötige, in einer ganz bestimmten Größe, und den nirgens auftreiben kann. Wenn ich Pech habe, und keinen finde, muß ich selbst einen herstellen. Wenn ich einen Auftrag übernehme, dann führe ich den auch aus, das ist Ehrensache. Ein Gnom, ein Wort, sage ich immer. Aber im Moment fällt mir nichts ein, und so spaziere ich ein wenig durch das Dorf, vielleicht fällt mir ja was ein. Ich könnte auch Rebik Spocketrock in der Schmiede besuchen, vielleicht hat der was passendes auf Lager oder kann es besorgen.
Gesagt, getan, ich besuche die Schmiede und unterhalte mich mit Rebik über Werkzeug, Zahnräder und Getriebe. Mit ihm kann man sich wenigstens darüber unterhalten. Die Halblinge haben dafür keinen Sinn.
Leider stellt sich heraus, daß er auch keinen entsprechenden Kolben auf Lager hat.
Ich beschließe, zum Pier zu gehen, mich dort ein wenig hinzusetzen und in die Ferne zu sehen, und dabei nachzudenken. Vielleicht läute ich auch mit der Glocke eine Fähre herbei, um nach Qeynos zu fahren. Vielleicht kann ich ja dort einen Kolben kaufen.
Ich setze mich an den Pier und lasse die Füsse hinunterbaumeln. Dann lehne ich mich zurück, schaue in den Himmel und genieße die Meeresluft. Eine sanfte Brise fährt durch mein Haar und so langsam döse ich ein.
Ich erwache davon, daß mich etwas in die Seite piekt und eine leise Stimme fragt: "He, Du... schläfst Du?" Ich setze mich auf, drehe mich zu der Stimme um, und entgegne mit einem freundlichen "Jetzt nicht mehr. Kann ich was für Dich tun?" Da mich die Besitzerin der Stimme mit 'Du' angesprochen hat, mache ich das genauso. Vor mir steht eine junge Halblingsfrau mit einer leichten Rüstung, und an ihrem Gürtel hängt ein Streitkolben. Von der Statur her würde ich schätzen, daß sie eine Kriegerin oder Priesterin ist. "Ich heisse Gilly und bin eine Priesterin der Göttin Tunare, und müßte im Oakmyst-Wald etwas erledigen, aber alleine... ich weiß nicht, ob ich das schaffe... " So, so, eine Tunarepriesterin also. Das ist doch ein wenig ungewöhnlich. Ich hatte eher den Eindruck, daß die meisten Halben eher Bristlebane Fizzlethorpe folgen würden. Immerhin hat er sie ja erschaffen, und sie haben auch im Großen und Ganzen seine Mentalität, so ein wenig spitzbübisch. Naja, es schließt ja nicht aus, daß es unter ihnen auch Priester der anderen Götter gibt.
Ich will gerade aufstehen, um ihr die Hand schütteln und mich auch vorzustellen als ein lautes Rumpeln ertönt, und ich drehe mich erschreckt um, um zu sehen, ob da ein Schiff gegen den Pier gefahren ist, aber da ist nichts. Es rumpelt wieder und nochmal und schließlich merke ich, daß das mein Magenknurren ist. Ich stehe nun ganz auf, grinse sie ein wenig verlegen an. "Wenn Du was für mich zum Essen hättest, werde ich Dir gerne helfen." Sie nickt, ich glaube, ich habe sie auch grinsen gesehen, und fängt an, eine leise Melodie zu summen und zu singen. Ich habe nicht alles verstanden, aber es scheint eine Art Ode an Tunare gewesen zu sein. Nachdem sie wieder verstummt ist erscheinen ein Laib Brot und ein Krug Wasser in ihren Händen und sie drückt mir beides in die Hand. Wir setzen uns beide hin, und während ich esse, erzählt sie mir von ihrer Aufgabe. Angeblich hat sich eine böse Macht im Wald ausgebreitet und viele der armen Tiere korrumpiert. Als ich fertig gegessen habe stehen wir wieder auf, und läuten eine Fähre herbei, die uns nach Oakmyst bringt. Dort helfe ich ihr den Nachmittag über, den Plänen der bösen Macht Einhalt zu gebieten, und am späten Abend kehren wir wieder in das gemütliche Baubbleshire zurück.
Nachdem sich Gilly von mir verabschiedet hat, gehe ich noch ein wenig im Schein der Sterne spazieren um nachzudenken, um mich wieder dem Problem mit dem Kolben zu widmen. Dabei komme ich an einem Erdhügelheim vorbei, auf dessen Fensterbrett ein Kuchen steht, und ich komme näher um zu sehen, was für ein Kuchen das denn ist. Es ist das Haus von Frau Diggs, einer begnadeten Bäckerin. Doch dann fällt mein Blick durch das Fenster in das Heim, und dort liegt auf einer Werkbank ein Zylinder, der ein perfekter Kolben wäre.
Das ist es, was ich gesucht habe! Noch dazu scheint er die perfekte Grösse zu haben. Mein Augenmaß hat mich noch nie im Stich gelassen.
Ich sehe, daß sie gerade den Raum betritt und ein wenig an einem Tisch mit Schusseln und Backblechen hantiert und so lehne ich mich auf ihr Fensterbrett und sehe durch das offene Fenster zu ihr hinein. "Nyla Diggs, gute Frau! Ihr habt da ein Objekt, das mich interessiert."
Sie kommt näher und sieht mich mit ihren grossen Augen interessiert an. "Von was für einem Objekt sprecht Ihr? Ich habe keine Objekte... Ich backe Kuchen und Torten. Wenn Ihr was zum Essen wollt, verkaufe ich Euch gerne was... " Kuchen, Torten... gut, aber ich brauche den Zylinder. Ich zeige durch das Fenster auf ihren Tisch. "Da liegt es doch, auf Eurer Werkbank!" Sie sieht mich verständnislos an. "Werkbank? Ich habe keine Werkbank... das ist mein Küchentisch... " Ich rolle hinter meinen Dreifach-Fokus-Okularen mit den Augen. Werkbank, Küchentisch, wo ist denn da der Unterschied? "Ich meine Euren Zylinder! Den Kolben da!" Nyla sieht mich noch verständnisloser an als vorher. "Zylinder? Ich habe keinen Zylinder... " Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und zeige mit dem Arm darauf. "Da, dieser Zylinder, der rotierbar auf einer Spindel angebracht ist." Sie folgt mit den Augen meinem ausgestreckten Zeigefinger und beginnt dann schallend zu lachen. Jetzt ist es an mir verständnislos zu schauen. Was ist da so lustig? Nachdem sie mehrere Minuten herzhaft gelacht hat, wischt sie sich die Tränen aus den Augen, und drückt mir ein Stück Kuchen in die Hand. "Hier", sagt sie. "Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht... " Sie fängt wieder an zu lächeln und ich befürchte schon, daß sie jetzt wieder in Gelächter ausbricht, aber sie scheint sich jetzt unter Kontrolle zu haben. "Mein Lieber, das ist kein Zylinder... das ist mein Nudelwalker... "
Nudelwalker? Nie davon gehört. Wofür man das wohl brauchen kann? "Könnt Ihr mir diesen... Nudelwalker verkaufen?" Sie läuft vom Fenster weg und kramt in ihrem Labor herum und kommt mit einem zweiten Zylinder... ähm, Nudelwalker wieder ans Fenster und lächelt mich an. "Was würdet ihr mir denn dafür geben, wenn ich Euch meinen zweiten Nudelwalker überlasse?" Ich stelle mich noch mehr auf meine Zehenspitzen, um besser in ihr Labor hineinzusehen. "Ich könnte... ich könnte Euer Labor modernisieren." Frau Diggs sieht mich kurz fragend an. "Mein Labor? Ach, Ihr meint meine Küche?" Ich nicke. "Ja, ja, die Küche... Labor oder Küche, ist doch dasselbe. Ich könnte Euch ein paar Apparaturen bauen, die Euch die Arbeit abnehmen... so ein Gerät, das das Geschirr von selbst wäscht, oder einen automatischen Ofen... oder... " Mir fällt so viel ein, was man da machen könnte. Vor meinem geistigen Auge entstehen bereits die schematischen Darstellungen von der Geschirr-Waschmaschine, oder wie man den Ofen verbessern könnte, sowie eine mechanische, aufziehbare Teigknetmaschine. Die Halblingin unterbricht mich mit einem Räuspern. "Nichts für Ungut, mein Lieber, aber ich habe bereits mit Bauern Erdfuß und dem Schankwirt Bregun gesprochen. Wie wäre es mit folgendem Handel: ich überlasse Euch mein zweites Nudelholz und Ihr versprecht mir, nichts zu bauen, zu erfinden oder auszutüfteln, um mir meine Arbeit zu erleichtern." Ich sehe sie überrascht an. "Aber ich kann das nicht einfach so annehmen." Sie sieht mich bestimmt an, und reicht mir den Nudelwalker durch das Fenster. "Ihr helft mir mehr, wenn ihr mir nicht helft, mein Lieber." Ich nicke verwirrt und bedanke mich bei ihr. Aber so geschenkt kann ich das nicht annehmen, auch wenn sie darauf besteht. Ich werde mir da was einfallen lassen müssen. Man hat es nicht leicht mit den Halblingen...
Auf dem Heimweg male ich mir aus, wie es sein wird, die Anlage für Oylrun endlich fertistellen zu können. Und danach habe ich dann Zeit, um mich bei Frau Diggs erkenntlich zu zeigen. Hmmm... Sie beschwert sich doch immer, daß immer wer ihre Kuchen stibitzt, die sie zum Abkühlen auf das Fensterbrett stellt. Da bietet sich doch ein aufziehbarer, feuerspuckender, phlogistonbetriebener, mechanischer Wachhund geradezu an.
Zuhause esse ich das Kuchenstück, das mir Nyla Diggs gegeben hat, wasche mich noch und ziehe mich um. Jetzt merke ich doch, daß ich von dem Ausflug nach Oakmyst doch ein wenig müde bin, und verzichte auf meine Abendlektüre. Und so lösche ich das Licht, und lege mich in mein Bett und sehe noch ein wenig aus dem geöffneten Fenster in den Sternenhimmel. Ja, morgen da werde ich die Anlage fertigstellen und danach werde ich den Wachhund für Nyla bauen. Die wird Augen machen, die wird begeistert sein... Ich schließe die Augen und stelle mir ihr erfreutes Gesicht vor. Doch in meine Vorfreude auf ihre freudige Reaktion schleichen sich leichte Zweifel ein. Ich hoffe, sie wird sich freuen, sie wird ausser sich sein, aber man hat es eben nicht leicht mit den Halblingen...