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Vollständige Version anzeigen : [Gewinnspiel] Zerena, und wie sie lernte die Toten zu lieben



erdbeerchen
05.11.2004, 11:53
Das Leben ist nicht die Negation des Todes, aber der Tod ist die Affirmation des Lebens. Nur wenn wir sterben können wir sagen, dass wir gelebt haben. Der Tod ist nicht das Gegenteil von irgendetwas – er ist einfach der Tod. Die Aussicht auf den Tod, den eigenen oder den jemanden anders, ist das Einzige was das Leben lebenswert macht. Das Leben ist ein unnatürlicher Zustand für uns alle, denn verglichen mit den unendlichen Äonen, die wir im Tode verbringen, wirkt das Leben wie ein kleiner Funke. Doch so kurz wie dieser Funke auch andauert, er mag Ereignisse auslösen, die einem Fegefeuer gleichen. Von solchen Ereignissen handelt meine Geschichte, welche nichts anderes denn ein Drama ist. Ich bin eine Teir’Dal, eine Dunkelelfe und dennoch gehöre ich nicht zu ihnen. Denn wir sind nicht die Herrscher dieser Welt, wie meine Brüder und Schwestern sich gerne sehen, sondern viel mehr ihre Ungeheuer - dazu geschaffen die minderen Rassen als Beute zu sehen, aber nicht als Untertanen. Unser Dasein öffnet das Letzte Portal und in jeder, von den Völkern erdachten, Wissenschaft wächst der, welcher dahinter schaut, über diese hinaus. Die minderen Rassen lesen keines ihrer Bücher siebzig male und kennen keinen ihrer Denker selbst. Hohl und leer sind sie, in ihrer Ignoranz und dem Glauben an ihre Götter. Jede Lüge die sie zu ersinnen vermögen, haben wir schon aberhundert male gehört und der Völker Hassen und Lieben belächeln wir. Denn klein pflegen sie zu leben und zu lieben.
Ich bin eine Teir’Dal Nekromantin, das was die Völker nicht zu sein wagen. Die wirklichen Ungeheuer dieser Welt. Wilde, selbstsüchtige Bestien. Unsere Gesellschaft ist dafür da, unser Tier angekettet lassen zu können um nach Größerem zu streben. Aber wenn unser natürlicher Zustand asozial und raubgierig ist, entfernen wir uns so nicht immer mehr von unserem Gott?
Ich selbst erfahre die Aspekte meines Charakters, die wild, asozial und bestialisch sind als weitaus stärker als die Fesseln, die mir die Gesellschaft aufzulegen vermag. Ich entdecke, dass ich diejenigen nur zu gut verstehe, die sich im Kriegszustand mit der Welt befinden. Wir alle versuchen zu erkunden was uns dazu bewegt solche grauenhaften Taten zu vollbringen. Ist es Innoruuk, unser Erschaffer? Doch wer von uns kann vollen ernstes von sich behaupten, im innern seines Herzens die Antwort zu kennen?
Die Völker stellen uns wider ihrer Religionen, da wir uns diesen nicht fügen. Doch Paläste könnte man streichen mit dem Blut, das bis zur dieser Nacht im Namen ihrer Götter floss und Meere wird man fülle können mit dem, welches noch das Land tränken wird. Davon ab scheint es gerade dieser Tage widersinnig im Namen irgend eines Gottes irgendwen zu richten. Da wir aber der Völker verbotene Träume sind, werden sie sich kaum davon abbringen lassen. Verteidigung kann meiner Worte Sinn nicht sein, denn ich habe mein Wesen mir so wenig vorzuwerfen wie die minderen Rassen ihr, sich selbst. Doch die Völker sind spielende Kinder in Allem, und ihrer Spiele Regeln nicht achtend, ging ich ihnen ins Netz.
Als das Land von der grossen Katastrophe zerrissen wurde suchte auch ich Schutz und Zuflucht in der großen Perle der freien Welt: Freihafen. Damals war ich der Magie kaum kündig, und von der wahren Welt wusste ich kaum was. Dort war es auch, wo ich den Eruditen Oylrun kennen lernte, den einzigen Mann im meinem Leben, den ich niemals vergessen werde. Er war es, der mir den süßen Kuss der verbotenen Künste zeigte, und in unserem Wissen trieben wir, Nacht um Nacht auf düsterroten Ozeanen. Diese Kunst ist das Tor, dahinter keine Grenze, Hindernis länger ist. Jede des Lebens kleinen Leidenschaften bekommt dort ein anderes Gesicht. Wir haben zum Schwamm gegriffen und den Horizont ausgelöscht. Wir haben Norrath von der Sonne losgekettet und bewegen uns nun fort. Einsam gemeinsam. Wir fallen ständig. Seitwärts, vorwärts, rückwärts, in alle Richtungen. Wir irren durch ein nächtliches Nichts. Füllen wir den Atemzug des leeren Raumes? Ist es nicht Kälte? Fällt nicht unaufhaltsam die Nacht über uns? Wer hört das geräusch der Totengräber noch nicht, die die Götter begraben? Riechen wir das Verfaulen der Götter noch nicht?
Doch zurück zur meiner Geschichte. Als meine Heimat zerstört worden ist, und ich auf meinen Reisen, geschunden und hungrig nach einer Zuflucht suchte, brachte mich das Schicksal erst nach Qeynos. Ich wusste, dass meine Chancen dort ein wenig Nahrung oder gar eine Unterkunft zu finden sehr gering waren. Dennoch musste ich es versuchen, welche Wahl hatte ich schon. Von einem Menschenschwert niedergestreckt zu werden war allemal besser als diesen geistlosen Goblins zum Opfer zu fallen. So nahm ich all meine Kraft, Mut und Stolz zusammen, richtete mich auf und ging auf die Tore der großen Stadt zu. Schon von weitem sah ich, wie die Wachen auf mich zeigten boten losschickten. Auf den Brüstungen der Stadtmauer erschienen Bogenschützen und die Wachen wurden verstärkt. Ich komme nicht umher zu behaupten, dass es mich amüsierte. Welche eine Angst und Argwohn die Menschen zeigten, wenn sie eine einzige Dunkelelfe sahen. Und dabei glich ich mehr einer Bettlerin denn einer Gefahr, in meinen zerrissenen und abgenutzten Kleidern. Mit jedem weiteren Schritt auf die Stadt zu, wuchs mein Unbehagen, und das der Wächter, denn sie fixierten mich mit scharfen Blicken und ihre Hände lagen unruhig auf den Knäufen ihrer Schwerter. „Was willst du hier Dunkelelf!“ hörte ich einen von ihnen rufen. Meine Studien haben mich auch ein wenig der Menschensprache lernen lassen, was nun hier sehr zum Vorteil gereichte. Ich ging ein paar weitere langsame Schritte auf sie zu bevor ich antwortete. „Zuflucht!“. Die Wachen schienen überrascht und wechselten unsichere Blicke. Einige wechselten leise Worte. „Euresgleichen hat hier nichts verloren!“ wurde mir erwidert. Nur noch zwanzig Schritte trennten uns von einander. Ich ging weiter. „Ich komme im Frieden, die alten Zeiten des Krieges sind vorbei!“, rief ich ihnen entgegen. Als ich 10 Schritt vor den Wachen stand, hob einer von denen die Hand und die Bogenschützen an den Wehrtürmen und Brüstungen spannten ihre Bögen. „Kein Schritt weiter Weib, wenn dir dein erbärmliches Leben was wert ist!“. Ich blieb stehen. „Ist dies hier nicht die die Stadt, die jedem Zuflucht bietet, der bereit ist für den Frieden im Lande zu arbeiten und zu kämpfen?“ „Ja dies ist die Perle von Norrath, das Schicksal der Menschen, die Hoffnung der Freien Völker, dies ist Qeynos! Und du, und deine falsche Zunge, werden hier kein Unheil anrichten, so wahr ich Tibur Rodnar heisse!“, sprach der offensichtliche Anführer der Wachen. „So ist Gnade und Gleichheit, keine Tugend in Qeynos?“ fragte ich. „Gnade denen, die sie verdienen, und Gleichheit allen denen die unter euch Dunkelelfen zu leiden hatten!“ rief man mir entgegen. So konnte das nichts werden. Sollte ich umkehren? Vielleicht mein glück woanders versuchen? Aber wo sollte ich hingehen? Die Einzige andere Stadt, von der ich wusste, dass sie die Katastrophe überstanden hatte war Freihafen. Aber die Reise war lang und voller Gefahren. Ich, da ich mich vor Hunger kaum auf den Beinen halten konnte, würde sie nicht überleben. Viele Sekunden des Schweigens vergingen. Nur die Geräusche der Brandung und gelegentliche Schreie eines großen Vogels störten die Ruhe. Mein Blick wanderte an den Wachen vorbei auf die mächtigen Tore der Stadt. Hohe Mauern bargen die Bürger sicher in ihrem Innern. Die Türme der mächtigen Citadelle streckten sich dem Himmel entgegen, als ob sie die Sonne erreichen wollten. Ihre glänzenden Dächer reflektierten die Nachmittagssonne und machten mich für einige Augenblicke nahezu blind. Nein, so darf das nicht enden, dachte ich. Langsam schob ich einen Fuß vor den anderen. Der Wachmann grunzte mürrisch, zog mit einer geübten Bewegung sein Schwert und trat mir entgegen. „Teuflisches Weib! Du wirst die Stadt nicht betreten, dafür werde ich schon sorgen“ Er war groß und massiv, vielleicht sogar zu groß für einen Menschen. Als es nun zwei Schritt vor mir stand, verdunkelte seine Silhouette den Himmel. Ich schloss die Augen, und ging weiter. Die Anspannung wurde nun langsam zu viel, für meinen geschundenen Körper und ich merkte, dass mit jedem weiteren, kleinen Schritt meine Kräfte immer weiter schwanden. „Lieber sterbe ich hier von Eurer Hand, als mich von den elenden Goblins fressen zu lassen“, presste ich durch zusammengebissene Zähne heraus. Fuß um Fuß, immer weiter. Plötzlich spürte ich einen dumpfen Schlag auf meinem Hinterkopf und die Welt versank in der Dunkelheit meiner Umnachtung.

„Steh auf !“ hörte ich vom weitem. Langsam schlug ich meine Augen auf. Die hölzerne Decke über mir, war von Kerzenruß geschwärzt und ein würziger Geruch lag in der Luft. Sofort knurrte mein Magen. Als ich mich aufzurichten versuchte, wurde dies durch starke Kopfschmerzen jäh vereitelt, so begnügte ich mich damit, mein Haupt zu wenden. Ein kleiner, bärtiger Mann saß, keinen halben Schritt vor mir, auf einem kleinen, dreibeinigen Schemel. Dieser krächzte unter dem fülligen Gewicht seines Benutzers. „Ah, sie ist wach“ schnaufte der Mann und schob sich eine kleine Wurst in sein, breit grinsendes Maul. Da er erst einmal mit dem Kauen beschäftigt war, nahm ich die Gelegenheit wahr um mich umzuschauen. Es schien eine Art Empfangsraum zu sein, wahrscheinlich gehörte es der Miliz, wenn man die Wachen an den Waffenständern betrachtete, die eine neue Schwertlieferung einsortierten. Hinten, war ein Tisch aufgestellt, auf dem allerhand Schreibwaren, Bücher und Rollen lagen. Dahinter, stand ein Gnom auf einem Stuhl – um an den Tisch reichen zu können - und blätterte eifrig in seinen Unterlagen. „Soso, eine Dunkelelfe also“, sagte der Mann vor mir, nachdem er seine Wurt mit einem kräftigen Schluck aus seinem Wasserschlauch runtergespült hatte. Ich schaute ihn an und nickte nur. Er trug edle, gelbe Kleider, die aber kaum seine Leibesfülle zu umfassen schafften, so dass die Riemen bis ans Äußerste gespannt waren. An seinen weichen Stiefeln, war kein Dreck zu sehen, als ob er niemals diese Stube verließ. Er war hässlich, so hässlich, dass er eher ein ein Warzenschwein erinnerte, denn einen Mann. „Du willst also für die Große Sache arbeiten und Kämpfen?“ fragte er mich. Wiederum nickte ich nur und versuchte mich erneut aufzurichten. Diesmal klappte es schon besser, so dass ich nun auf der strohbedeckten Pritsche sitzen konnte. „Du wirst es ganz schön schwer haben, meine kleine, weißt du das?“ Meine Kleine? Hat der mich gerade seine Kleine genannt? „Aber du hast wirklich Glück! Denn ich soll dir, von unsere großzügigen und weisen Herrscherin, Antonia Bayle, ausrichten, dass auch dir eine Chance gelassen wird, hier in der großen Stadt Qeynos aufgenommen zu werden. Das heißt, wenn du dich als würdig erweist.“ Und wie mach ich das?, fragte ich mich in Gedanken, denn ich brachte immer noch kein Wort über meine trockenen Lippen. „Du musst wissen, dass wir nicht jedem blind vertrauen können, das ist doch verständlich oder?“ ohne auf mein Nicken zu warten fuhr er fort. „Deshalb muss jeder, der die Bürgerschaft in dieser schönen Stadt wünscht, eine, ihm … ähmm… ihr aufgetragene Aufgabe erfüllen“ Was wollen die nur von mir? „Diese Aufgabe ist freilich nicht schwierig, auch wenn sie von einer großen Bedeutung ist. Sie dient als Bekenntnis der Treue und Ergebenheit unserer Großen Sache gegenüber“ Kommt er denn nie zum Punkt? „Nun alles was du tun musst ist, dich in die Kanalisation tief unter dieser Stadt zu begeben und dort ein paar Kleinigkeiten für mich… ähmm… für Antonia zu erledigen. Ihr Dunkelelfen fühlt euch doch wohl unter der Erde nicht wahr? Tut ihr bestimmt, Da bin ich mir sicher.“ Was der nicht alles weißt „Nun, dort unten gibt es ein Paar stellen, die höchst unerfreulich sind. Denn die Kanalisation wurde damals von bösartigen Anbetern Innoraks oder Unnuruuks -oder wie auch immer dieser verabscheungswürdige Gott auch hieß- als Unterschlupf benutzt.“ Er meint wohl Innoruuk… hier in Qeynos? Das klingt interessant… „Diese Zeiten sind aber längst vorbei! Mit Hilfe eines mächtigen Tunare Priesters konnten wir sie dort vertreiben! Nun alles was du tun musst ist, dort unten alle Spuren von diesen blasphemischen Ritualen und Anbetungen zu beseitigen. Es gibt dort einen kleinen Altar, der zerstört werden muss. Das wirst du doch für mich tun oder? Ähm… ich meine natürlich für Antonia und Qeynos…“ Ich nickte. Das ganze roch nach einer Falle. „Wunderbar! Ich wusste dass man dir vertrauen kann! Viele sagten- schmeißt sie raus, tötet sie. Werft sie den Geiern vor! Auf dern Scheiterhaufen mit ihr! Sie wird uns verraten und ins Unheil stürzen! Sie ist eine Dunkelelfe! Sagten sie, aber ich sagte, nein!. Lasst ihr eine Chance! Vielleicht meint sie es ja ernst! Jawohl! Das habe ich gesagt! Ich habe mich für dich eingesetzt und meinen formidablen Ruf aufs spiel gesetzt, meine Kleine. Das wirst du doch ehren, nicht wahr? Du wirst mich doch nicht enttäuschen, nicht?“ „Nein, werde ich nicht. Ich tue was von mir verlangt wird“, flüsterte ich, und wusste dass alles nur noch besser werden wird. „Gut“ sagte der Mann selbstgefällig. „Soplan wird dir den Weg zeigen“
Und dann kam Soplan, der Halbelf – und alles wurde nur noch schlimmer….

[Fortsetzung folgt]

erdbeerchen
05.11.2004, 11:55
hab leider viel zu spät angefangen und bin nicht weiter gekommen... ich weiss die geschichte ist längst nicht zu ende ... aber sie würde ja bei WEITEM länger sein ... auch wenn ich mich dadurch vielleicht selbst disqualifiziere wollte ich trotzdem posten :)