Auf der Asche des Imperiums: Die Geburt von Fordel Midst
Erstellt von Alterskundler Traboh, Fordel Historiker und Hüter der Heiligen Schriftrollen.
Die Makel eines Imperiums
Und so sollte der große Bündnis-Empfang beginnen. Nahezu alle Rassen von Norrath hatten sich an Tsaph Kattas Bankett versammelt. Die Zwerge wie auch die Dunkelelfen hatten ihre Botschafter entsandt. Sogar die Trolle waren vertreten.
Als die Gäste zu ihren Plätzen geleitet wurden, erschien der letzte Gast. Seru kam mit einem Lächeln auf den Lippen und Gift in der Hand. Bei sich trug er einen Handschuh, der mit Empolomine, einem langsam tötenden, halluzinogenem Gift bestäubt war. Seru streckte seine Hand aus und Tsaph hieß ihn zum Bankett willkommen. Mit diesem Händedruck wurde der Empfang eröffnet und das Schicksal des Bündnisses besiegelt.
Die Wache
Katta reagierte stark und brach noch während des Essens zusammen, das er gegeben hatte, um Seru festnehmen zu lassen. Als Katta auf dem Boden lag und er die Nähe des Todes spürte, hauchte er seine letzten Worte ins Ohr seiner wichtigsten Beraterin, der Bardin Lcea. Die Druiden eilten herbei und versuchten ihn mit ihren Sprüchen am Leben zu erhalten. Sie belegten ihn mit einem Schlafzauber, auf das er wenigstens keine Schmerzen mehr leide. Dann kamen die Waldelfen. Sie nahmen Tsaph mit sich, um ihn in ihrem Reich zu verstecken und weitere Angriffe auf sein Leben unmöglich zu machen.
Sobald es sich herumgesprochen hatte, dass Katta ?tot? sei, zerbrach das Bündnis in Tausende von Teilen. Armselige Streitereien und Groll regierten wieder über die Welt, diesmal mit ungeahnter Leidenschaft und Gewalt.
Die Elfen schützen den Ruheort von Tsaph Katta, während die imperialen Offiziere unter dem Kommando von Lcea die letzten Teile des Imperiums befestigten. Es war Kattas Wunsch, dass das Bündnis nicht nur in den Herzen derer, die es einst erschufen, weiterlebte. Jeden Tag und jede Stunde sollte das Bündnis versuchen, seine alte Stärke wiederzuerlangen. Wenn es nicht in Norrath gelingen würde, so würde man in der Nähe warten, bis eines Tages vereint der Feldzug gegen das Böse beginnt.
Lcea brachte die schlauesten Köpfe des zerschlagenen Imperiums zusammen, um mit ihnen zu entscheiden, was in dieser dunklen Zeit zu tun sei. Ihr Schicksal in Norrath war ungewiss und die Hoffnungen, das Imperium hier erneut zu errichten, Phantastereien, solange Seru noch am Leben war.
Zusammen in einem Raum, erschöpft von den langen Debatten, blickten sie gemeinsam in das Dunkel der anbrechenden Nacht. Dort, hoch am Abendhimmel, sahen sie Luclin. Aber etwas war anders an diesem Abend. Der Mond schien viel heller und war besser zu sehen als je zuvor. Ringe umspielten den Mond wie Feuer, als die letzten Sonnenstrahlen sich mit dem Mondlicht kreuzten. Hinter diesen Ringen sahen Lcea und die anderen verschwommen scheinende Wolkenformationen und Spiegelungen auf dem Wasser. Lcea stand auf. Sie hob ihre Hand zum Mond und sagte: ?Dort seht ihr, wo wir das Imperium wieder neu errichten werden.?
Der Große Aufbruch
So wurde verfügt, dass Luclin die neue Heimat des Bündnisses sein sollte. Die Wissenschaftler und besten Denker wurden damit beauftragt, sich Gedanken darüber zu machen, wie man eine ganze Zivilisation von einem Ort an den anderen transportieren könnte. Das Bündnis verfügte zu dieser Zeit bereits über das Wissen der Teleportation, wie wir von den Gebäuden und Strukturen wissen, die in ganz Norrath zu finden sind. Diese Technik schien auf großer Basis angelegt, die Lösung ihres Problems zu sein.
Alles was sie tun mussten, war warten. In ein paar Monaten würde Luclin direkt über die größte Erhebung des Bündnisses ziehen. Dadurch müssten sowohl Fokussierung als auch der Zeitpunkt für diese unglaubliche Meisterleistung der Magie ideal sein. Versagten sie, so würde dies auch gleichzeitig das Ende für die Überbleibsel des Imperiums bedeuten. Jede Hoffnung darauf, dass Bündnis wieder aufleben zu lassen, wäre dann vergebens. Es war ein Versuch, bei dem sie alles riskierten, um weiterhin so leben zu können, wie sie es einst kannten. Die besten Magier und Wissenschaftler benötigte man außerhalb der Teleportationszone, damit diese ihre Energie dort für den Transport bündeln konnten. Sollte der wagemutige Versuch wirklich gelingen, so würden sie in einer feindseligen Welt mit einer für sie unbekannten Zukunft zurückbleiben.
Die Nacht war gekommen und alle hatten sich versammelt, um zu sehen was vielleicht eines der imposantesten, magischen Schauspiele aller Zeiten sein würde. Langsam kam Luclin in Erdnähe. Die Magier begannen damit, Zauber auszusprechen und dabei die Arme zu bewegen. Leuchtende Strahlen aus Mana entstanden über ihnen, verbanden sich und wurden zu magischen Spiralen. Ein magischer Wind kam auf. Er tanzte um die Spiralen, wehte empor und zog Mana mit sich. In einem letzten Ausbruch magischer Energie legte sich eine große Kugel aus Licht um die Spiralen, die kurz darauf in einem gleißenden Lichtblitz explodierte. Kurz darauf war das Licht fort und mit ihm alles, was es erleuchtet hatte.
Umgeleitete Energien
Das helle Licht war fort und an seine Stelle war ein dunkles, kaltes Nichts getreten. Einen kurzen Moment später war überall flackerndes Licht zu sehen, als ob Fackeln entzündet würden. Über ihnen, wo die leuchtenden Ringe Luclins sein sollten, war nichts als kalter, dunkler Stein. Sie waren nicht auf die Oberfläche von Luclin, sondern in das Zentrum des Mondes selbst geraten. Die Luft war schwer zu atmen und die Angst davor, auf immer und ewig dort eingeschlossen zu sein, erfüllte die Gedanken der Reisenden.
Als man Feuer und magische Lichtquellen um die Gruppe herum entzündete, wurde ihnen schon bald klar, dass sie sich in einer Art Höhlensystem nahe dem Zentrum des Mondes befanden. In einer Richtung befand sich auf einer steinernen Insel eine große, schwarze Sphäre, die wie ein sich drehender Nebel aussah. Die Sphäre erzeugte ein starkes, magisches Feld, das alles anzuziehen schien. Diese Sphäre, so dachten sie, war vermutlich die Ursache für die fehlgeschlagene Teleportation zur Oberfläche.
Aber was genau war es? Und warum war es dort?
Gemischte Gefühle
In den folgenden Wochen entstand in der Höhle ein Lager, während Kundschafter die anderen Gänge und Höhlen erkundeten. Sie sammelten so viele Informationen wie möglich, in der Hoffnung, einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu finden. Es gelang ihnen, mehrere Gänge aufzuspüren, die an die Oberfläche führten, aber schon schnell wurde ihnen klar, dass eine weitere Erkundung dieser Gänge so gut wie unmöglich war. Einige waren völlig einsturzgefährdet, in anderen wiederum fehlte, was man zum Überleben braucht. Zwei der Gewölbe hatten ihrer Meinung nach jedoch das Potential, dass man eine Zivilisation darin errichten könnte.
Die Wahl des Gewölbes stellte sie erneut vor Schwierigkeiten. Ein Teil derer, die nach Luclin kamen, machten sich nun Gedanken darüber, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen sei, Norrath zu verlassen. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, hier das Bündnis wieder aufleben zu lassen, wie würden sie dessen Saat nur nach Norrath tragen?
Der Abschied
Es war an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Diejenigen, die nach einer Möglichkeit suchten, um nach Norrath zurückzukehren, wollten in den Höhlen bleiben und diejenigen, die auf Luclin das alte Imperium wieder aufleben lassen wollten, beschlossen an die Oberfläche zu gehen und dort neu zu beginnen. Diejenigen die zurückblieben, schwebten in großer Gefahr, da es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die bösen Elemente, die einst dem Bund angehörten, eine Armee nach Luclin führen würden.
Und so geschah es. Ein Großteil der Bewohner sammelte sein Hab und Gut und schloss sich der Karawane in Richtung Oberfläche an. Diejenigen, die zurückblieben, begannen damit, eine Stadt zu errichten. Ihr Plan war es, ein funktionierendes Portal nach Norrath zu errichten
Ein neuer Anfang
Unter den wenigen Hunderten, die zurückblieben, waren einige der besten Handwerker und Magier. Aus den Steinen und Mineralien der Höhlen meißelten sie sich das Baumaterial für ihre Häuser und Werkstätten. Die Magier erforschten währenddessen die schwarze Sphäre, in der Hoffnung ihren Ursprung und ihre Bedeutung zu ergründen.
Des Gegners Suche
Es geschah schneller als erwartet. Die Luft wurde elektrisch aufgeladen, der Staub begann um die schwarze Sphäre zu tanzen. Irgendetwas bahnte sich seinen Weg hindurch. Innerhalb von Sekunden erschien eine große Gruppe, in der vom Kämpfer bis zum Magier alles vertreten war.
Die Spannung zwischen den beiden Gruppen stieg. Dass sich die Siedler in den Höhlen schon lange von Kattas Kreuzzug losgesagt hatten, wussten die Neuankömmlinge nicht. Es schien jedoch, dass bei ihnen die Überraschung darüber überwog, dass sie jemanden auf der anderen Seite des Portals angetroffen hatten. Ein hochrangiger Offizier trat aus den Reihen der Kämpfer hervor und fragte, ?Was ist das für ein Ort? -Und wo sind die Abgesandten des Imperiums??
Anführer der beiden Parteien setzten sich zusammen und sprachen über ihre Situation und ihre Ziele. Die Siedler wollten mit den Streitereien des Bündnisses nichts mehr zu tun haben. Sie wollten nur noch zurück nach Norrath. Die Neuankömmlinge wollten die verbliebenen Bündnistreuen vernichten und dann nach Norrath zurückkehren. Als sie erfuhren, dass es keinen Rückweg gab, beschlossen sie, den Siedlern bei ihren Forschungen zu helfen. Sie wollten in Ruhe überlegen, wie ihr nächster Schritt aussehen sollte. Sollte man die Reste des Imperiums in einer befestigten Stadt angreifen? Sollte man sich in entgegengesetzter Richtung in unbekanntes Gebiet vorwagen? Oder sollte man sich ebenfalls niederlassen und eine Stadt gründen, immer in der Gewissheit, auch nur Gefangener zu sein?
Familienzuwachs
Nach einer Weile entschied der General, seine Truppen an die Oberfläche zu führen. Nicht um das Imperium zu verfolgen, sondern um selbst eine Stadt zu gründen. Von dort wollte er dann in Ruhe einen Angriff vorbereiten. Er befahl einigen seiner besten Magier, den Siedlern bei der Erforschung der Sphäre zu helfen. Sobald dieser Krieg vorüber und das Imperium vernichtet sein würde, könnte er seine Truppen siegreich zurück nach Norrath führen. So kam es, dass sich die Anzahl der Wissenschaftler in der Stadt der Siedler nahezu verdoppelte.
Die neuen Bewohner der unterirdischen Stadt isolierten sich von den anderen und gründeten kleine Siedlungen, unweit der bereits bestehenden. Eine unsichtbare Grenzlinie war das Einzige, was beide Parteien voneinander trennte.
Eine starke Festung
Während die Forschungen voranschritten, nahm auch die Größe der Siedlungen zu. Im Laufe der Zeit verwischten in den Gewölben die Unterschiede zwischen den beiden Parteien und man begann immer enger zusammenzuarbeiten. Vielleicht glaubte man, dass es nur mit einer gemeinsamen Anstrengung möglich sein würde, ein Portal nach Norrath zu erschaffen und so nach Hause zu gelangen. Zu dieser Zeit gelangten einige Familien, die maßgeblich an der Erforschung der Sphäre oder dem Aufbau der Stadt beteiligt waren, zu großem Ansehen.
Und so kam die Zeit, die kleine Siedlung in eine Stadt umzuwandeln. Man hielt Versammlungen ab, bei denen Händler und angesehene Familien über die politischen Strukturen der Stadt diskutierten. Sie wählten eine Gruppe von Ratsherren, die eine entgültige Entscheidung über die politischen Strukturen der Stadt fällen sollten. Um auch den späteren Ankömmlingen Rechnung zu tragen, beschloss man, die Macht einem Hohen Rat zu übertragen, der die Geschicke der Stadt lenken sollte. Außerdem wählte man aus einer Liste von Vorschlägen den Namen der Stadt.
Fordel war der Name einer Familie, von der nur eine Witwe überlebt hatte. Der Rest der Angehörigen war während der Erkundungszüge in den ersten Monaten nach der Ankunft in Luclin ums Leben gekommen. Die Familie war sehr beliebt und maßgeblich am Aufbau der Siedlung beteiligt. Aus diesem Grunde beschloss der Hohe Rat die Familie, die solch große Opfer für die Siedlung gebracht hatte, zu ehren, indem man ihren Namen übernahm.
Viele Magier, die bereits in Norrath an dem Portal gearbeitet hatten und die jetzt nach einem Rückweg forschen, tragen Midst in ihrem Namen. Aus diesem Grunde beschloss der Rat, auch dieses Wort in den Namen der Stadt zu übernehmen.
?Fordel Midst? sollte also ihrer aller Zuflucht vor den Schatten der Dunkelheit heißen!
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