Mit einem dumpfen "Glonk" schlossen sich die Tore von Freeport hinter ihm. Nun war er alleine in den Commonlands...alleine mit seinen Bedenken und seinen Ängsten. Langsam begann er loszulaufen...immer der Nase nach...immer Nordwärts. Es war Nacht, aber zum Glück konnte er auch in der Dunkelheit sehen...ein Erbe seine Vorväter der Dunkelelfen.

Als er zurückblickte sah er in der ferne die immer kleiner werdenden Lichter von Freeport, das einzigste...welcher wie ein gigantischer Leuchturm überallhin zu sehen war und selbst aus dieser Entfernung noch gigantisch und beeindruckend war, das war die schwebende Festung von Lord Lucan...gleich einem gigantischen Auge das einen verfolgte und einen immer beobachtete...ja Freeport war schon eine Stadt in der man paranoid werden konnte,falls man es nicht vorher schon war.
Geröll und Sand knirschte unter Baels Kettenstiefeln und machte allen möglichen Gegnern schon aus der ferne schon klar...vergesst es,ich bin ein zäher Brocken...das war wohl auch der Grund gewesen, daß ihn dieser Erudite namens Oylurn in der Taverne angesprochen hatte. Bael hatte es gerade in der nähe des wärmenden Kaminfeuers bequem gemacht und einen Krug Ale die vertrocknete Kehle hinabgeschüttet, als dieser Kerl an ihn herantrat."Ob er Interesse an einem Job hätte der viel, der Ihm viel Geld bringen würde"....als ob es in Freeport jemanden geben würde der kein Geld bräuchte, von Overlord Lucan mal abgesehen. Oylrun war ein Tunarpriester...ein typischer Tunarpriester und ein typischer Erudit, arrogant und herablassend bis zum bitteren Ende. Weitausholend erzählte er er Bael eine Geschichte, eine Geschichte über eine schreckliche Krankheit, welche sich " Das schwarze Sehnen" nannte. Eine Seuche die ein Lebewesen langsam tötete um es 3 Tage nach seinem Tode als Zombie in die Welt der lebenden zurückholte. Die Tunarepriester bekämpften diese magische Seuche schon seit Jahrzehnten und Oylrun vergaß dabei nicht seine Erfolge zu unterstreichen und sich dabei immer in das Licht des allheilenden Retters zu stellen. Bael war gerade kurz davor dem arroganten Glatzkopf seinen Kettenstiefel in den Allerwertesten zu rammen als er zu dem...für ihn doch peinlichen und unangenehmen Teil der Geschichte kam. Für den Heiltrank gegen "das schwarze Sehnen" benötigte man Eichenrindenextrakt als Zutat. Und leider hatte genau dieser , achso eitle Tunarepriester, bei seinem letzten Freigang vergessen dieses Extrakt für den Tempel zu besorgen...da er wohl lieber seine Freizeit mit einigen Dunkelelfen Kurtisanen verbracht hatte.Bael sollte aus der Stadt zur Gabelung laufen dort bei einem Händler mit namen Nudelwalker das wichtige Eichenrindenextrakt erwerben und zurück nach Freeport und zu Oylrun bringen, da dieser sich nicht traute den Belagerungsring der Orks zu durchbrechen , welchen die Horde um die Stadt gezogen hatte.Kurz und knapp.... Bael war Oylruns letzte Hoffnung, auch wenn dieser arrogante Wichtigtuer dies nie zugegeben hätte.
Über seine letzten Gedanken zum Thema Orks und Belagerungsring mußte Bael schmunzeln. Orks waren groß, stark und dumm...fast genauso dumm wie Oger. Demzufolge war auch der Belagerungsring der Orks um Freeport so effizient wie ein Nudelholz im kampf gegen einen Drachen...der Belagerungsring hatte Löcher, so groß daß eine Kompanie lucanischer Ritter zu Roß und mit Streitwagen hätte durchreiten bzw. fahren können, ohne daß es einem Ork auch nur aufgefallen wäre....
Die Dunkelheit war Baels zusätzlicher Verbündeter, denn mit seiner Infravision konnte er Feinde schon von weiten ausmachen und umgehen.

Freeport war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden, das einzigste , das er noch immer sehen konnte war diese Perversion von einer fliegen Festung , die Ihn überall hin verfolgte.

Ein kalter Windzug ließ Bael frösteln und er zog seinen schwarzen Umhang enger um seine Schultern. Geschickt wich er einem von Orks bewachtem Katapult aus und umging großräumig einen wackeligen Belagerungsturm in dessen schutz einige Orks schnarchten. Bald hatte er der "Belagerungsring" hinter sich gelassen und näherte sich immer mehr seinem Ziel. ".....Braddack Uttuckgudd.."rief eine rauhe, kratzige Stimme. Bael erstarrte. Er schaute sich um....hatte er doch tatsächlich eine Orkpatroullie übersehen??!! Er blickte sich um....und dann sah er sie...zwei Orks hatten sich wohl hinter einem Felsen versteckt und Wache geschoben...deshalb hatte er sie auch nicht wahrgenommen. Seine Hände griffen nach dem Griff seines getreuen Großschwertes. Es hatte ihn noch nie im stich gelassen. Langsam mit gezogenen Schwertern kamen die Orks auf ihn zu. Der größere der Orks hatte ein Gesicht, welches einem Warzenschwein ähnelte und der andere... naja der war auch nicht viel hübscher. " Duhhh...Dunkelelfffff.....ich deineee Koopppffff....abhacken!!" stammelte der große Ork in Gemeinsprache. " Wieso??" erwiderte Bael zynisch" sammelst Du Köpfe die schöner sind als Dein eigener???" Der Ork stieß einen Schrei aus, welcher dem eines Ogers ähnelte, wenn er nach zuviel Ale auf der Tavernenlatrine seine Erleichterung akustisch mitteilte. Die krumme, rostige Klinge des Orkschwertes raste auf Bael Kopf zu, Baels Arme rissen sein Großschwert in die Höhe und er parierte den Schlag. Gleichzeitig drehte er sich einmal um seine Achse und führte ein gewaltigen Schwinger auf höhe des Orkhalses durch. Metall klirrte und splitterte , als Bael die Drehung vollendet hatte sah er, daß nicht nur die Klinge des Orkschwertes an seiner eigenen zerschellt war, sondern sich auch der Kopf des Ork mit einem hohlem "Plopp" von seinem Rumpf verabschiedete. Einen Augenblick zögerte der zweite Ork mit dem Angriff als er sah was seinem Kumpane geschehen war...er überlegte ob er weiterkämpfen, oder lieber fortlaufen sollte um nach Hilfe zu rufen. Da Orks in der Regel, wenn sie überhaupt einmal Überlegen, das meist sehr langsam tun...wurde dies zu seinem Verhängnis. Bael zögerte nicht..die Klinge seines Schwertes bohrte sich tief , unterhalb des Brustbeines in die Herzgegend des Orks. Der Ork japste nach Luft, sanke in die knie, kippte nach hinten auf den Rücken und blieb mit einem ungläubigen Blick ,auf Bael gerichtet, liegen. Bael umfaßte noch einmal den Griff seines Schwertes und drehte mit einem kurzen Ruck die Klinge in der Wunde des sterbenden Orks, bevor er sie herauszog." Wir wollen doch ganz sicher gehen, daß Du deine Freunde nicht herbeirufen kannst" sagte Bael mit einem diabolischem Grinsen im Gesicht, dann schob er seine Klinge zurück in den Schultergurt und wandte sich weiter nach Norden. Doch das bekam der Ork nicht mehr mit.

Nach einer weiteren halben Stunde( und vier weiteren toten Orks) näherte sich Bael endlich seinem Ziel. die Fackeln am Südtor von Crossroads wiesen ihm in der Dunkelheit den Weg. Die zwei Wachposten der Freeport Miliz, ein Oger und ein Mensch, gähnten nur müde als sie ihn sahen und winkten ihn mit dem Kommentar" is kein Ork also darf er passieren" durch Tor.,

Crossroads oder auch die Gabelung genannt....ein Haufen Rattenscheiße im Niemandsland. Bael haßte diesen Ort...zwei Händler, ein Turm, ne handvoll Durchreisende und ne Milizeinheit mitten im Nirgendwo. Nudelwalker, den Händler, hatte er nach einer Minute gefunden...Bael brauchte auch nicht viel sagen, als er Oylruns Namen erwähnte wußte der Krämer schon bescheid und händigte im das Eichenrindenzeugs aus."Ist schon bezahlt" versicherte der zahnlose, stinkende Händler. Bael rümpfte die Nase und kehrte mit dem Extrakt zum Südtor zurück. Jetzt würde er nach Freeport zurückkehren und diesem arroganten Priester seine Arzenei bringen, damit dieser dann vor der Gemeinde der Tunarepriester wieder gut dastehen könnte." hoffentlich stimmt die Bezahlung, sonst behalte ich das Zeug einfach" dachte Bael grimmig. Dann verließ er Crossroads wieder durch das Südtor und kehrte zurück in die Dunkelheit der Nacht, zu seinem "Freunden" den Orks..."vielleicht spiele ich nachher noch ein bißchen mit meinen Orkkumpels"dachte sich Bael und brach in schallendes Gelächter aus. Dann setzte er seinen Weg fort.

Und in der Dunkelheit der Nacht erhob die schwebende Festung von Lord Lucan über alles andere und wurde wieder zum perversen, allessehendem Auge in der Nacht.