Der letzte Auftrag

Die Nacht hatte bereits ihren dunklen Schleier über Norrath geworfen, als der Meuchelmörder am Ufer des Flusses auftauchte. Nur knapp 100 Fuß vor ihm, über dem Fluss, brannten vereinzelte Feuerstätten, um die herum dunkle Gestalten ihre langen Schatten warfen. Am Ufer, nahe der Strömung, standen weitere stinkende Kreaturen. Ein Mensch hätte sie bei der Dunkelheit sicherlich übersehen, doch den rotleuchtenden Augen eines Dunkelelfen bleib nichts verborgen.
„Orks “, dachte Darkris, „ der Gestank ist ja sogar von solch einer Enfernung unerträglich. Wovon erhähren sich blos die Misgeburten? Nein. Ich will es gar nicht wissen. Doch was mich wirklich beschäftigt ist: wieso bietet eine Tunarepriesterin so viel Gold für die Wiederbeschaffung eines Eichenrindenextrakts und wieso sollten die dummen Orks ein magisches Elexier stehlen? Nun gut, mir solls Recht sein, hauptsache bei mir klimpern die Münzen. Zwar würde mir ein Mordauftrag eines Adelmannes durchaus willkommener sein, aber für die Menge an Gold kann man ruhig paar Abstriche bei der Arbeit hinnehmen.“ Er lächelte kurz.
Ein Schrei, gefolgt von lautem Gelächter und von einem nocht lauteren Grunsen, wie das eines Warzenschweins riss den Dunkelelfen aus seinen Gedanken. Er schaute zu der Lagerstätte. Die Orks schüttelten sich vor lachen, während einer ihrer, sogar für Orkverhältnisse, riseger Anführer seine Axt hochhielt und eine kopflose Waldelfin ihm gegenüber zusammensackte. Dann nahm der Riese einem seiner Krieger den Speer ab und rammte ihn in den abgetrennten und auf dem Boden liegenden Kopf der Elfin. Das Lachen wurde immer lauter. Ein Höhepunkt erreichte es, als der Führer den Holzschaft des Speers mitten ins Feuer trieb. Dann ging die Bande, ihren Blutdurst gestillt, in ihre Zellte um sich zu Ruhe zu legen.
Darkris empfand nun nur mehr Abscheu für das grüne Gesocks, jedoch musste er auch zugeben, dass ihn das Schauspiel, doch etwas belustigt hatte. Aber nun war die Zeit für ihn gekommen. Die Orks schliefen, nur die Wachen standen noch gähnend am anderen Ufer. Er streckte seine Arme zu beiden Seiten aus, murmelte ein Spruch und dunkelblaue Adern ergossen sich über sein Körper. Nun würde ihm die spätere Nässe keine Sorgen bereiten. Er ging ins Wasser. Wie ein Fisch überquerte er in Windeseile den Fluss. Als er wieder auftauchte befand er sich nur 5 Fuß von einem der Wachen entfernt, der auf einem Uferabhang stand. Der Dunkelelf schwamm noch näher heran, ging in die Hocke, stieß sich ab und sprang in die Höhe. Im Sprung durchschnitt er mit einem seiner Dolche die Kehle des Orkwachen, der nur ein leises gurgeln herausbrachte. Weich landete er hinter dem Ork und fing ihn in seinem Sturz nach hinten auf, damit der Fall kein Geräusch verursachte. Dann legte er den von Blut und Schweiß feuten Körper auf den Sand ab.
Wie ihn das aneckelte ein Ork anzufassen und den stechenden Gestank zu riechen, doch für Eckel war jetzt keine Zeit, er musste weiter. Leise schlich er sich an das Zelt heran, wo die Truhe mit dem Elexier sein sollte. Der Eingang wurde von zwei Wachen bewacht. „Wirklich dumm diese Biester,“ murmelte der Meuchelmörder leise vor sich hin. Er zog sein Dolch heraus und machte ein einschnitt in den vom Gewitter verunstalteten Überzug der Behausung.
Als er sich in dem Zelt befand, sah er in der mitte eine kleine Truhe stehen. Sie war offen. Darkris überquerte die Dunkelheit und beugte sich über das Kästchen. Doch es war leer.
Plötzlich spürte er ein Srich in seinem Nacken, dann breitete sich von dem Punkt aus eine ungehäuere Kälte aus, sie hatte etwas gespenstiges an sich. Sein ganzer Körper war nach einer kurzen Zeit vollständig betäubt. Mit einem Knall fiel er hart auf den Boden.
Mit dem Gesicht nach unten liegend hörte er leise Schritte auf ihn zukommen. Nein, keine trampeligen Orkschritte, es waren die einer Frau. Zarte Hände fassten ihn an der Schulter und drehten ihn auf den Rücken. Es war die Tunarepriesterin.
Überrascht schaute er sie an. Neimand sagte ein Wort. Unerwartet stellte die zierliche Frau ihren Fuß auf die Kehle des Dunkelelfen. Der Meuchelmörder wollte prosestieren, doch er konnte sich weder bewegen noch sprechen.
„Wie gefällt dir das? Der berüchtigte und überall im Lande gefürchtete Mörder nun einer Frau unterlegen! Oder ärgert dich vielleicht mehr wie leichtsinnig du in meine Falle hereingelaufen bist? Oh, ich vergass, du kannst ja nicht sprechen“ ein fießes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, dann richtete sie die Handfläche auf ihren Gefangenen und ein gelbes Licht bestrahlte seinen Kopf. Die Taubheit der Zunge verschwand, sowie der anderen sich am Kopf befindlichen Gleider.
„Wer bist du?“ versuchte Darkris möglichst ruhig herauszubringen.
„Wer ich bin? Ich kann dir sagen wer ich bin. Eine Weise! Kannst du mir folgen? Meine Eltern wurden von einem hinterlistigen Abschaum namens Darkris umgebracht. Verstehst du jetzt wer ich bin?“ sie brach in Tränen aus.
Der Meuchelmörder spührte wie ihre Konzentration nachleiß und er wieder Gefühl in seine Gleider bekamm. Sie würde es bald merken und so musste er die Situation ausnutzen. Er griff nach seinen beiden Dolchen und schwang sie nach der Frau, doch er traff nur Luft. Blitzschnell sprang er auf die Füße und rannte geradewegs durch den Eingang – geradewegs in eine Orkwache hinein. Er taumelte von den Aufprall paar Schritte zurück, sprang zur Seite und stürzte auf den Fluss zu.
Ein Schlag in den Rücken brachte den Flüchtling aus dem Gleichgewicht. Er blieb stehen und griff zu der Stelle des Aufpralls, er stieß auf den Schaft einer Orkwurfaxt. Er fühlte das kalte Metall tief in seinem Fleisch und wie sein warmes Blut den Rücken runterlief.
Mit allerletzter Kraft versuchte er noch den Fluß zu erreichen in der Hoffnung ihn überqueren zu können und vielleicht sogar zu entkommen. Doch tief im Inneren wusste er, dass es unmöglich war. Den Strom zu hälfte geschafft, verließen ihn seine Kräfte. Das Wasser füllte seine Lungen und er sank mit der Axt im Rücken tief auf den Grund des Gewässers in den Gemeinlanden.